Mittwoch, 28. April 2010

Feuerwerk am Arenal

Heute gibt es zur leserfreundlichen Abwechslung mal ein kleineres Update aus Costa Rica. Da nicht allzu viel Zeit seit unserem letzten Eintrag vergangen ist und wir zugleich gerade etwas Zeit haben, sind wir froh, endlich mal ein (hoffentlich) besser verdauliches Erzählhäppchen anbieten zu können. Wir fahren gerade auf der Pamericana im "Ticabus" - einer mittelamerikanischen Buslinie, die zwischen Südmexiko und Panama verkehrt - und sind auf dem Weg nach Granada in Nicaragua. Mehr von diesem Ausflug in die grundlegnd verschiedene Nachbarschaft Costa Ricas folgt in Zukunft. Die Gegenwart ist nun ein Rückblick auf die letzten Tage. Alles klar so weit? :-)
Gestern Abend kehrten wir restlos begeistert aus einem Städtchen mit dem viel versprechenden Namen La Fortuna in unser zu Hause nach San José zurück. Zwar war es nicht die unspektskuläre Siedlung, die uns hat Feuer und Flamme werden lassen, dafür aber die Umgebung, deren Anblick uns ganz im Sinne des Stadtnamenversprechens Glück gebracht hat. La Fortuna liegt nämlich am Fuße des perfekt kegelförmig emporragenden Vulkans Arenal, der schon als solcher eine traumhafte Kulisse im Licht und Wolkenspiel des fast minütlich wechselnden Wetters abgibt. Das Schönste an Allem ist aber, dass der Arenal einer der aktivsten Vulkane weltweit ist und seit seinem Ausbruch im Jahr 1968 beständig vor sich hin spuckt. (Jener verheerende Ausbruch freilich, der einigen hundert Menschen das Leben kostete, soll hier keinesfalls glorifiziert werden. Einmal mehr beweist auch der Arenal, dass die Natur uns beherrscht und nicht umgekehrt.)
Umgeben ist der Arenal von einem Nationalpark mit unzähligen Tier- und Pflanzenarten im tropischen Regenwald; es gibt sogar wilde Truthähne, die trotz ihrer stattlichen Körpermassen in den höchsten Baumkronen balancieren. Wir balancierten auch, allerdings nicht in, sondern unter den Bäumen auf einem glitschigen Pfad zu einem Wasserfall, der nicht nur eine willkommene Erfrischung im heißen tropischen Klima, sondern auch Gelegenheit zu einem natürlichen Gesichtspeelig mit Vulkantonerde bot. Zur Komplettierung der natürlichen Spa-Möglichkeiten nahmen wir später am Abend noch ein Bad im badewannenwarmen (weil natürlich vom Vulkan aufgeheizten) Wasser des Flusses Tabacón. Es durfte mal wieder geschwitzt werden.
Sämtliche, schon für sich genommen spaßige Aktivitäten wurden zudem ganz ohne disneylandartige Tontechnik von einem gelegentlichen Donnergrollen untermalt, das nicht gerade als typischer Teil eines Wellnesserlebnisses hinzugedacht werden kann. Es war der Arenal, der auf sich aufmerksam machte, als wir uns kurz von ihm abwandten. Seiner vielleicht verletzten Eitelkeit verschaffte es Luft, indem er Felsbrocken aus seinem Krater feuerte, die mit 120 km/h seinen schönen Kegel herunterrasten. Gut, dass wir in sicherer Entfernung standen!
Noch spektakulärer zeigte sich unser übermächtiger Freund schließlich in der Abenddämmerung. Das Licht zog sich nun nämlich so weit zurück, dass man erkennen konnte, dass die ausgespuckten Felsbrocken die dicksten und fettesten Teile eines rot glühenden Lavastroms waren. Ja, wir haben in der Tat einem (wenn auch gemäßigt) ausbrechenden Vulkan zugeschaut! Es war wie ein nicht enden wollendes Feuerwerk, so wunderbar anzuschauen und vereinnahmend! Man mag sich allerdings nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn der Arenal einmal wieder ernsthaft gefährlich werden sollte. Den wunderbaren Menschen hier sei gewünscht, dass dies niemals geschehe. So aber hatten wir ein unvergessliches Vulkanerlebnis der angenehmen Art (anders als die Menschen in Europa vor ein paar Wochen); wir können eine Reise in das Glück bringende La Fortuna nur glühend empfehlen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen