Freitag, 14. Mai 2010

Finale in Florida

Das waren nun (fast) unsere (fast) neunzig Tage um die Welt. Wir sitzen im Flugzeug von Orlando nach London und werden diesen Eintrag vielleicht auf unserem Zwischenstop nach Köln, vielleicht aber auch erst zu Hause veröffentlicht haben. Jedenfalls soll dies unsere letzte Meldung von unserer in allen Belangen bemerkenswerten Weltreise sein. Wir sind - trotz aller Vorfreude auf ein Wiedesehen mit Familie und Freunden - ausgesprochen traurig darüber, dass nun alles vorbei sein soll. Es war einfach zu phantastisch!
Zum "Glück" tröstet uns über unsere Betrübtheit ein wenig die Erinnerung hinweg, dass Florida sicher nicht das allerschönste unserer Ziele war. Es tat sehr wohl noch einmal richtig gut, eine Menge Sonne zu tanken (von der wir hoffentlich eine ordentliche Portion mit nach Köln bringen werden), doch konnten wir uns nicht so recht an die klischeehaft aufgesetzte Art der oft als Realkarikatur daherkommenden Einheimischen gewöhnen. (Parodien auf US-typisches Leben nach Manier der "Simpsons" verstehen wir jetzt noch besser!) Nun können wir zudem vergleichen und wissen für uns: Kalifornien (jenseits von Disneyland ;-)) war uns viel angenehmer als Florida!
Wir wussten aber dennoch die Reize des "Sunshine State" zu genießen, seien es die tollen weißen Sandstrände von Fort Lauderdale und Miami Beach, das ökologische Unikum der Everglades oder die faszinierenden, zu Wirklichkeit gewordenen Visionen der Raumfahrt in Cape Canaveral. Nichts von all diesen einzigartigen Erlebnissen wollen wir missen! Das floridianische Finale unserer Weltumrundung war dem ganzen Unternehmen würdig.
Und dennoch vermissen wir irgendwie die zur Routine gewordene schlaflose Umtriebigkeit, das zügellose Entdeckertum, die Reizüberflutungen, die unsere zigfachen Erlebnisse so sehr prägten. Hinzu kommen die "kleinen" Dinge wie die oft erwähnten frischen Papayas zum Frühstück... Dies alles zu verarbeiten wird noch einige Zeit dauern und beginnt wohl erst dann, wenn wir unser latentes Schlafdefizit einmal ausgeglichen haben sollten. Danach aber freuen wir uns schon darauf, mündlich und persönlich zu berichten. Bis dahin: Danke fürs oft Geduld raubende Lesen unserer bescheidenen Reisedokumentation!

Sonntag, 9. Mai 2010

Panamá-Stadt - Metropole, Ruine und etwas dazwischen

Unsere zwei Tage und eine Nacht in Panamá-Stadt waren nicht nur der erwartete Kontrast zum entspannten Postkartenidyll von Bocas del Toro, sondern zehrten auch nachhaltig an unserer fleißig in der Karibik aufgetankten Kraft. Die Nachtbusfahrt quer durchs Land in die einzige Metropole zwischen Mexiko und Kolumbien rüttelte uns ziemlich durch, sodass wir um fünf Uhr morgens zwar wach, aber nicht ausgeschlafen die Stadt betraten. Dennoch hieß es für uns nur "carpe diem", denn die Zeit hier war besonders knapp, also erst recht kostbar.
Und ganz gegen den beschämenden Trend im Verhältnis des Euro zu jeder unserer Reisewährung tauschten wir die Zeit zu einem ziemlich guten Kurs ein. Vormittags erkundeten wir die Umgebung unseres Hostels, nämlich die Altstadt auf der Halbinsel südlich der Bucht von Panamá. Casco Viejo, so der Name dieses malerischen Fleckchens Kolonialgeschichte, ist voll mit alten spanischen Gebäuden, vor allem Kirchen, Plätzen und Palästen. Manche sind ganz im Sinne ihres Status als Unesco-Weltkulturerbes bestens restauriert, andere wiederum sind bessere Ruinen hinter einer Fassade. Dem Charme des Viertels tut dies keinen Abbruch, es wirkt sogar recht ehrlich und authentisch.
Ganz im Gegensatz dazu steht die Aussicht, welche die Altstadt zu bieten hat: Blickt man nach Norden, glaubt man New York City zu sehen. Das moderne Panamá-Stadt ist eine glitzernde Hochhauswelt aus Banken, Wohnpalästen und Shopping-Malls. Also ziemlich das letzte, was man in Mittelamerika erwartet, wenn man das Umland und auch die anderen Staaten der Region gesehen hat. Blickt man in die andere Richtung, zeigt sich der pazifische Ozean gesäumt mit Schiffen. Eben diese stehen Schlange vor der Einfahrt in den Panamá-Kanal, den Hauptgrund für den sichtbaren Reichtum eines Großteils der Stadt. Es herrscht einfach überall Betrieb, wir sahen eine pulsierende Metropole.
Den Puls des Pulsierens nahmen wir noch am selben Nachmittag näher in Augenschein. Der Kanal, die Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik, ist nicht nur eine logistische wie architektonische Meisterleistung, sondern vielleicht auch ein modernes Weltwunder. Wir sahen zwar nur die Schleusen von Miraflores, einer von dreien solcher Anlagen, doch reichte dies vollkommen, um uns restlos zu beeindrucken. Wenn Schiffe der Panamax-Klasse (größere passen bis zur Beendigung des Ausbaus zu einem noch gigantischeren Wasserweg noch nicht hindurch) die Schleusen passieren, passt buchstäblich nichts mehr zwischen Kanalwand und Schiffsrumpf. Die dort geleistete Präzisionsarbeit mit den Ozeanriesen raubt einem einfach den Atem!
Entsprechend platt waren wir auch am Ende des ereignisreichen Tages, doch der nächste sollte bald folgen. Nach der Kolonialgeschichte und der Moderne war nun Zeit für Entdeckergeschichte. Panamá-Stadt lag nämlich ursprünglich ein wenig weiter westlich am Ozean, bis es nach einem Piratenüberfall niedergebrannt und dann in Casco Viejo neu aufgebaut wurde. Die Überbleibsel aber sind heute noch als Ruinen in einer Art Freilichtmuseum, das in den Großraum der Stadt integriert wurde, zu bestaunen. Über präkulumbische Kultur und spanisches Entdeckertum sind wir nun also auch bestens aufgeklärt. Zur Verarbeitung der ganzen Kost gönnten wir uns den Nachmittag in der Moderne, nämlich im Einkaufs-, Banken- und Vergnügungsdistrikt Bella Vista. Nicht nur der wirklich schöne Blick auf Casco Viejo, sondern auch die klimatisierten Glaspaläste hatten in der feuchten Hitze (ca. 35 Grad!) einen nicht zu unterschätzenden Wert für uns.
Nun ist der Abend angebrochen. Geschlafen haben wir wenig, gesehen und erlebt dafür viel. Im Hostel warten wir jetzt auf den Transfer zum Flughafen, denn statt eines durchaus verdienten Bettes wartet ein Nachtflug nach Florida auf uns. Von Mittelamerika müssen wir uns also bald verabschieden. Panamá-Stadt war sicher unser kontrastreichster Ort auf diesem Reiseabshnitt, es kann einfach nicht in einem Wort charakterisiert werden. Ein Gesamtfazit können wir aber dennoch in einem Satz ziehen: dem Janosch-Zitat.

Freitag, 7. Mai 2010

Grenzwärtig II: Un sueño caribeño oder Oh wie schön ist Panamá

Nach den zuletzt beklagten Grenzerfahrungen wussten wir unsere letzten Tage in Costa Rica vor der nächsten vermeintlichen Ausreise-Einreise-Tortur erst recht zu genießen. Die herzliche Atmosphäre bei Marvin in San José können wir gar nicht oft genug loben. Deren Verlust sollte durch einen ruhigen, ganz und gar urlaubshaften Aufenthalt am Karibikstrand abgemildert werden, bevor Panamá unser nächstes Zielland sein sollte.
Cahuita, ein kleines, verschlafenes Dorf an der südlichen costaricanischen Karibikküste erfüllte unsere Hoffnungen voll. Tolles Wetter, eine ruhige, blockhüttenartige Unterkunft in der Nähe der Playa Negra (dem wirklich schwarzen Sandstrand) und ein phantastisches kreolisches Menü machten uns das Seelebaumelnlassen recht einfach. Die allgegenwärtige Reggaemusik tat ihr Übriges, um tags darauf mit voll ausgetattetem Nervenkostüm grenzwärts zu reisen.
Sixaola, der karibische Grenzübergang zu Panamá war nur eine anderthalbstündige Busfahrt durch dichten Dschungel, kleine Dörfer und horizontfüllenden Bananenplantagen entfernt. Was für ein Kontrast! Wir waren nicht schlecht überrascht, dass die karibische Gelassenheit offenbar auch hier regiert. Keine Händler! Keine Geldwechsler! Ausreisestempel nach zwei Minuten! So kann es also auch gehen, das war alles Andere als grenzwertig. Das große Abenteuer wartete aber im Niemandsland: Zwischen Costa Rica und Panamá hat der liebe Gott nämlich noch die Schlucht des Sixaola-Flusses gesetzt. Die galt es zu überqueren. Das einzige zur Verfügung stehende Hilfsmittel dazu ist eine nicht unbedingt europäischen Standards genügende Stahlbrücke, deren Substanz sicher schon schönere Tage gesehen hatte. Irgndwann. Vielleicht. Der Fußweg selbst besteht aus einfachen Holzbrettern, teils zusammengenagelt, teils aber auch einfach lose auf der Brückenkonstruktion liegend. Links, rechts und unten hatte man dank dieser - ich nenne sie mal wohlwollend - Panoramablickkonstruktion stets beste Sicht auf den tiefen Fluss. Eine halbe Rheinbrückenlänge später setzten wir unsere Füße endlich auf festen - panamenischen! - Boden. Und auch hier gab es anstandslos in Rekordzeit den Einreisestempel. So macht Grenzen Überschreiten Spaß, und ein kleines Abenteuer war auch noch drin!
Angesichts dessen noch mehr von der Karibiklust gepackt konnten wir es kaum erwarten, nach Bocas del Toro zu gelangen. Die "Stiermünder" sind einige der (noch) wenig beachteten insularen Karibikperlen des ohnehin nicht so sehr touristischen Panamá. Blauer Himmel, kristallklares Wasser und kilometerlange, fast unbevölkerte Strände waren genau nach unserem Geschmack. Zum Glück fanden wir auch schnell ein kleines, idyllisches und voll ausgestattetes Häuschen mit Veranda und Hängematte. So lässt es sich aushalten! Zur Erkundung der Insel half uns das lokale Massentransportmittel, nämlich das Fahrrad. Als Zubehör zum Haus erwiesen uns die - zwar klapprigen - Drahtesel beste Dienste, um "unsere" Insel genauer zu erkunden und so die schönsten und unberührtesten Strände zu erfahren. (Ganz nebenbei tat uns die erste sportliche Aktivität seit einer gefühlten Ewigkeit sicher nicht schlecht.) Die Ruhe, die Gelassenheit der Karibik und die natürliche Schönheit von Bocas del Toro waren ein gelebter karibischer Traum - un sueño caribeño! So machte es uns auch nichts weiter aus, dass wir zuletzt auf einer entspannten Katamaranfahrt das eigentliche Ziel des Ausflugs - Delfine zu beobachten - glatt verfehlten. Das schwebengleiche Gleiten durch die ruhige karibische See vorbei an Korallenriffen und Mangroveninseln machte den Tag schon bemerkenswert genug.
Leider ist auch dieser Traum inzwischen wieder ausgeträumt. Nach diesem Ruhepol unserer Durchreise wird es wohl wieder etwas aufregender und größer. Die Panamá-Stadt wartet mit ihren ganz unterschiedlichen Reizen auf uns, und natürlich auch der weltberühmte Kanal. Wir würden uns freuen, wenn wir danach auch weiterhin frei nach Janosch sagen könnten: Oh, wie schön ist Panamá!

Sonntag, 2. Mai 2010

Kurztrip nach Nicaragua: Grenzwärtiges und Grenzwertiges

Wie beim letzten Mal angekündigt, waren wir auf dem Weg für einen dreitägigen Kurztrip nach Nicaragua, den nördlichen und oft grundverschiedenen Nachbarn Costa Ricas. Inzwischen sind wie wieder heil im gelobten und liebgewonnenen Land der "reichen Küste" zurückgekehrt und um einige Erfahrungen reicher.
Wir alle (den wohl weit überwiegenden Teil der geschätzen Lesershaft eingeschlossen) haben ja das Glück, Bürger der Europäischen Union zu sein und wissen daher oft gar nicht, was es heißen kann, eine Landgrenze zwischen zwei Staaten zu überqueren. Wir wissen es jetzt umso besser (und in meinem Fall wurden alte Erinnerungen von vor vier Jahren erneuert). Es ist kein Zuckerschlecken und schon gar kein Spaß. Es ist Nerven aufreibend, langwierig und chaotisch. Es untermauert unseren Stolz auf die zahlreichen Errungenschaften unseres trotz Griechenland-Krise ausgezeichnet funktionierenden Staatenverbundes! Von neun Stunden Reisezeit verbrachten wir fast drei mit bloßen Grenzvorgängen. Im Zeitraffer bedeutet das:
1. Anfahrt = Langsames einspuriges Vorbeimanövrieren des Busses im Gegenverkehr einige Kilometer vor der Grenze an parkenden LKW-Kollonnen entlang.
2. Ausreisen aus Costa Rica = Langes Schlange stehen im Freien bei feuchter Hitze unter ständiger Abwehr von allzu geschäftstüchtigen, fritierte Nichtköstlichkeiten verkaufenden Straßenhändlern und illegalen Geldwechslern, die jedem ihre Scheine herausfordernd mit lautem Rascheln um die Ohren wedeln. Irgendwann wird endlich der Pass abgestempelt.
3. Grenzüberquerung im eigentlichen Sinne = 500 Meter im Schneckentempo durch die stark gesicherten eingezäunten Grenzposten fahren.
4. Einreise nach Nicaragua = Ausreise aus Costa Rica mit umgekehrten Vorzeichen + noch mehr nervige und aufdringlichere mit wertlosem Krempel + Gepäckkontrolle + Zahlen einer Einreisegebühr von 8 US-Dollar.
Herzlich willkommen im "Vergnügungspark" Nicaragua! Die Geisterbahn mit ihren grenzwertigen Erfahrungen gibt es gratis dazu.
Irgendwann kamen wir tatsächlich in Granada, einer der ältesten Städte des Kontinents, an. Die unzähligen charmanten Kolonialgebäude sind inzwischen alle wieder nett hergerichtet, in allen Ecken und Enden harmonieren die farbenfrohen Anstriche perfekt mit Himmel und Sonne. Es ist einfach schön anzusehen und durch die Straßen zu laufen, wo die Leute in ihren schattigen Innenhöfen im Schaukelstuhl entspannen. Sie tun übrigens wirklich gut daran, denn es war gelinde gesagt bullenheiß in Granada. Zum Schwitzen reichte es, in der feuchten Luft einfach nur zu stehen. Man muss einfach alles sehr langsam angehen lassen, aber das sind wir ja zum Glück dank zahlreicher Reiseerfahrungen bestens gewöhnt...
Leider passt zu diesem vermeintlichen romantischen Idyll die Aufdringlichkeit vieler Nicaraguaner überhaupt nicht. Dass alles etwas wuseliger und weniger geordnet abläuft als in Costa Rica ist die eine, auch sympathische Sache. Die andere ist aber, dass man an kaum einem Ort einmal in Ruhe gelassen wird, um möglichst viele Hängematten, Zigaretten oder Taxifahrten lautstark anzupreisen. Der Genuss der tollen Kulisse Garanadas mit ihren wunderschönen Kirchen, Plätzen und liebevoll gekachelten Bürgersteigen hatte oft einen bitteren Beigeschmack. Die Grenzerfahrungen wurden so oft auch in der Stadt fortgeführt, und das hat das oft geschundene Land wirklich nicht verdient.
So reisten wir mit durchaus gemischten Erinnerungen wieder zurück gen Süden. Man darf eben nicht vergessen, dass Nicaragua eines der ärmsten Länder des gesamten amerikanischen Kontinents ist und Costa Rica dagegen eines der reichsten. Armut sieht man auch vom Bus aus häufiger, es ist meist schmutziger und leider auch heruntergekommen. Die offenbar tatenlose und doch allgegenwärtige Propaganda der regierenden Sozialisten, die häufig den Eindruck eines "Kuba light" erweckte, macht die Lage der Menschen nicht besser, obwohl uns mangels echter Erfahung profunde Kritik sicher nicht zusteht und wir sie auch gar nicht üben möchten. Es sind bloß Eindrücke, die uns aber oft grenzwertig erschienen.
Dennoch können wir nicht abstreiten, dass wir uns auf der grenzwärtigen Fahrt nach Costa Rica besser fühlten, weil wir wussten, dass uns ein angenehmerer Ort erwartet. Davor stand "nur" weiteres Grenzprozedere, dass sich noch länger als jenes auf der Hinfahrt ausdehnte. Noch einmal beschreiben brauchen wir es wohl nicht bis auf die Bemerkung, dass Nicaragua wohl doch kein Vergnügungspark sein kann, weil wir auch eine Ausreisegebühr zu entrichten hatten. Wofür und zu wessen Gunsten? Lassen wir dies mal unkommentiert.
Die Freude, zurück in der Heimat San José und bei unserem Freund Marvin zu sein, währte indes leider nur einen Tag. Dies ist unserem dichten Zeitplan geschuldet, denn unsere Reise ist ja meistens in Bewegung wie ein perpetuum mobile. Wir nutzten also die wenige Zeit und verbrachten sie ausgiebig mit Marvin und seinen Freunden. Der Abschied eben fiel uns entsprechend schwer, war doch der Aufenthalt in San José einer unserer herzlichsten. Wir werden auf jeden Fall irgendwann zurückkehren und am besten etwas länger bleiben. Wir wissen jetzt erst recht, was Pura Vida ist. Wir lieben Costa Rica!

Mittwoch, 28. April 2010

Feuerwerk am Arenal

Heute gibt es zur leserfreundlichen Abwechslung mal ein kleineres Update aus Costa Rica. Da nicht allzu viel Zeit seit unserem letzten Eintrag vergangen ist und wir zugleich gerade etwas Zeit haben, sind wir froh, endlich mal ein (hoffentlich) besser verdauliches Erzählhäppchen anbieten zu können. Wir fahren gerade auf der Pamericana im "Ticabus" - einer mittelamerikanischen Buslinie, die zwischen Südmexiko und Panama verkehrt - und sind auf dem Weg nach Granada in Nicaragua. Mehr von diesem Ausflug in die grundlegnd verschiedene Nachbarschaft Costa Ricas folgt in Zukunft. Die Gegenwart ist nun ein Rückblick auf die letzten Tage. Alles klar so weit? :-)
Gestern Abend kehrten wir restlos begeistert aus einem Städtchen mit dem viel versprechenden Namen La Fortuna in unser zu Hause nach San José zurück. Zwar war es nicht die unspektskuläre Siedlung, die uns hat Feuer und Flamme werden lassen, dafür aber die Umgebung, deren Anblick uns ganz im Sinne des Stadtnamenversprechens Glück gebracht hat. La Fortuna liegt nämlich am Fuße des perfekt kegelförmig emporragenden Vulkans Arenal, der schon als solcher eine traumhafte Kulisse im Licht und Wolkenspiel des fast minütlich wechselnden Wetters abgibt. Das Schönste an Allem ist aber, dass der Arenal einer der aktivsten Vulkane weltweit ist und seit seinem Ausbruch im Jahr 1968 beständig vor sich hin spuckt. (Jener verheerende Ausbruch freilich, der einigen hundert Menschen das Leben kostete, soll hier keinesfalls glorifiziert werden. Einmal mehr beweist auch der Arenal, dass die Natur uns beherrscht und nicht umgekehrt.)
Umgeben ist der Arenal von einem Nationalpark mit unzähligen Tier- und Pflanzenarten im tropischen Regenwald; es gibt sogar wilde Truthähne, die trotz ihrer stattlichen Körpermassen in den höchsten Baumkronen balancieren. Wir balancierten auch, allerdings nicht in, sondern unter den Bäumen auf einem glitschigen Pfad zu einem Wasserfall, der nicht nur eine willkommene Erfrischung im heißen tropischen Klima, sondern auch Gelegenheit zu einem natürlichen Gesichtspeelig mit Vulkantonerde bot. Zur Komplettierung der natürlichen Spa-Möglichkeiten nahmen wir später am Abend noch ein Bad im badewannenwarmen (weil natürlich vom Vulkan aufgeheizten) Wasser des Flusses Tabacón. Es durfte mal wieder geschwitzt werden.
Sämtliche, schon für sich genommen spaßige Aktivitäten wurden zudem ganz ohne disneylandartige Tontechnik von einem gelegentlichen Donnergrollen untermalt, das nicht gerade als typischer Teil eines Wellnesserlebnisses hinzugedacht werden kann. Es war der Arenal, der auf sich aufmerksam machte, als wir uns kurz von ihm abwandten. Seiner vielleicht verletzten Eitelkeit verschaffte es Luft, indem er Felsbrocken aus seinem Krater feuerte, die mit 120 km/h seinen schönen Kegel herunterrasten. Gut, dass wir in sicherer Entfernung standen!
Noch spektakulärer zeigte sich unser übermächtiger Freund schließlich in der Abenddämmerung. Das Licht zog sich nun nämlich so weit zurück, dass man erkennen konnte, dass die ausgespuckten Felsbrocken die dicksten und fettesten Teile eines rot glühenden Lavastroms waren. Ja, wir haben in der Tat einem (wenn auch gemäßigt) ausbrechenden Vulkan zugeschaut! Es war wie ein nicht enden wollendes Feuerwerk, so wunderbar anzuschauen und vereinnahmend! Man mag sich allerdings nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn der Arenal einmal wieder ernsthaft gefährlich werden sollte. Den wunderbaren Menschen hier sei gewünscht, dass dies niemals geschehe. So aber hatten wir ein unvergessliches Vulkanerlebnis der angenehmen Art (anders als die Menschen in Europa vor ein paar Wochen); wir können eine Reise in das Glück bringende La Fortuna nur glühend empfehlen!

Montag, 26. April 2010

Costa Rica: Pura Vida in vertrauter Umgebung

Für uns ist es gerade unvorstellbar, dass heute schon unsere erste Woche in Costa Rica abläuft. Die Ankunft am letzten Montag in den frühen Morgenstunden war zwar angesichts unseres durch den unruhigen Flug verschärften latenten Schlafdefizits hart, doch vermittelte uns die schon um fünf Uhr morgens hell strahlende Sonne zumindest ansatzweise das Gefühl, die Nacht hinter uns gelassen zu haben. Euphorisiert von der ersehnten Rückkehr in die Tropen ließen wir uns dann auch nicht lange am Flughafen aufhalten, sondern fuhren schnell mit dem Bus in die Innenstadt von San José. Seitdem wohnen wir bei meinem Tico-Freund Marvin in Sabana Norte; für mich fühlt sich seitdem eigentlich alles ganz normal an. Pura Vida eben!
(An dieser Stelle muss ich vielleicht für die Nicht-Eingeweihten ein wenig erklären: Als ich im Herbst 2006 für zwei Monate Praktikant an der deutschen Botschaft in San José war, habe ich Costa Rica ausführlich kennen und lieben gelernt. Auch damals wohnte ich bei Marvin, einem costaricanischen Mitarbeiter der Botschaft, und hatte so besten Zugang zum täglichen Leben der Ticos. Als "Ticos" bezeichnen sich die Menschen hier selbst, und auch "costaricanisch" heißt einfach nur "tico". Diese lockere Ausdrucksform mag sicher ein Teil der hier allgegenwärtigen "Pura Vida" - dem puren Leben - sein, die als immer passende Gesprächsfloskel wie auch als Gefühl die Besondeheit des kleinen mittelamerikanischen Landes ausmacht.)
Bei Marvin angekommen, erwartete uns erst einmal ein traumhaftes Frühstück: lokaler Kaffee und eine Komposition frischen Obstsalats. Ja, es gab endlich wieder frisches Obst, saftig, süß und köstlich wie es uns schon vorher lieb und teuer geworden ist! (Und ich spreche hier nicht nur von den Exportschlagern Ananas und Banane, sondern von all dem, was wir in unseren bisherigen Blogs beschrieben haben - inklusive Sauersack, der hier Guanabana heißt!) Trotz dieser Geschmacksexplosion, des wohl weltbesten Kaffees und natürlich meiner riesigen Wiedersehnsfreude war es um uns schnell geschehen, als Marvin und seine momentanen Mitbewohner zur Arbeit gingen. Wir schliefen für Stunden; die Tage zuvor zollten nun doch ihren Tribut. Für viel mehr waren wir am Tag tatsächlich nicht zu gebrauchen, doch ließen wir den Abend immerhin mit Marvin und seinem Freund und Nachbarn Paolo in meinem Lieblingslokal, dem Café Mundo, ausklingen. Wer immer einmal nach San José kommt, sollte hier jedenfalls einmal einkehren! Hier gibt es nicht nur phantastische Tico-Kost (die Patacones - reibekuchenähnlich zubereitete Kochbananen - sind herrlich zum Feierabendbier) und einen Schokoladenkuchen auf Weltniveau, sondern auch das gemütliche Ambiente eines pfiffig ausgestalteten alten Kolonialhauses nebst illust-gemischtem Publikum. Eine echte Bereicherung für die ansonsten nicht gerade von Schönheit strotzende Stadt.
Der nächste Tag - der erste mit Aktivität im engeren Sinne - diente zur weiteren Akklimatisierung. Für Nina hieß das: San José kennen lernen. Für mich hieß das: In vertrauer Umgebung spazieren gehen. In jedem Fall kann man festhalten: Die Stadt erfüllt ihren Zweck; es wuselt an allen Ecken von Menschen, die kaufen, verkaufen oder Bus fahren möchten, der chaotische Verkehr ist das einzig Anarchische in diesem sonst geordneten Land (mit einer älteren durchgehenden Demokratie als der deutschen) und funktioniert trotzdem und trotz aller Architektursünden gibt es fast alle Annehmlichkeiten, die es auch in deutschen Großstädten zu finden gibt. Alles in allem: Es hat sich nichts, aber auch gar nichts verändert.
Sogar die abendlichen Aktivitäten versetzten mich teilweise in meine Praktikantenzeit zurück, denn einmal durften wir an einem Empfang der Botschaft teilnehmen, auf dem man die gesellschaftsübliche Gelegenheit zum gedanklichen Austausch hatte. Leider wurde vor vielen Gedanken inzwischen turnusgemäß fast das gesamte deutsche Personal der Botschaft ausgetauscht, sodass ich leider auf wenig bekannte Gesichter traf. Dafür konnten Nina und ich die aktuellen Referendare und Praltikanten - zugleich unsere Mitbewohner bei Marvin - etwas näher kennenlernen.
Das nähere Kennenlernen setzte sich in den nächsten Tagen in Bezug auf das Land fort. Unserer bisherigen Reiseprämisse - möglichst viel zu sehen - entsprchend, machten wir den Rest der Woche das Umland unsicher. (Klein-)Stadtleben in den Nachbarorten Heredia und Cartago (das nicht von den Römern zerstörte) wie auch vulkanische Aktivität im umliegenden Gebirge auf dem Berg Irazú faszinierten Nina und riefen in mir alte Erinnerungen hervor. Besonders der Vulkan Irazú mit seinen fast 3.500 Metern Höhe hatte es uns angetan, denn man hatte nicht nur einen wunderbaren Ausblick auf die dicht besiedelte Hochebene (dort liegt auch San José auf gut 1.000 Metern Höhe), sondern es ließ sich auch der benachbarte Vulkan Turrialba bestaunen, der gemülich vor sich her qualmte. Zum Glück ist man hier schon länger von Eskapaden wie dem momentan Europa in Schach haltenden isländischen Vulkan verschont geblieben, obwohl Costa Rica insgesamt von einer durchaus aktiven Vulkankette durchzogen ist. Wir drücken die Daumen, dass es auch so bleibt.
Darüber hinaus genossen wir neben der vulkanischen auch einen Teil der ökologischen Aktivität dieses unglaublich vielseitigen Landes. (90 Prozent des Territoriums sind geschützt, um die unzähligen Tier- und Pflanzenarten in den zahlreichen Mikrokosmen und Klimazonen zu erhalten.) Brüllaffen, Kaimane, Faultiere, Pfeilgiftfrösche und Schwärme des Nationalvogels Tucan sind nur einige der vielen Tiere, die wir bislang zu Gesicht bekamen - von den allgegenwärtigen Schmetterlingen ganz zu schweigen. Die Artenvielvalt setzt sich auch in der Flora fort, Regen- und Nebelwälder dominieren die Landschaften. Durch einen Teil des Regenwaldes fuhren wir sogar mit einer Seilbahn, um die Altivitäten auch in den Baumkronen besichtigen zu können. Dieses äußerst komplexe System aus den unterschiedlichsten Tier- und Pflanzensymbiosen, die zum individuellen Überleben unerlässlich sind, angemessen zu beschreiben bin ich leider außer Stande. Wir können aber versichern, dass unsere Faszination dafür noch lange nicht ausgeschöpft ist.
Nach all diesen - einmal mehr - intensiven Erlebnissen ließen wir es dieses Wochenende lieber einmal etwas ruhiger angehen. Am Samstag ließen wir uns durch die farbenfrohe Vielfalt eines lokalen Bauernmarktes treiben, auf dem wir natürlich - wie schon so häufig - Unmengen an frischem Obst und Gemüse kauften. (Davon übefressen wir uns hier regelmäßig, ohne dass wir je davon genug bekommen könnten.) Abends kochten wir zusammen mit Marvin typisch tico, das heißt vor allem Hähnchen mit zahlreichen Beilagen, einschließlich selbstgemachter Tortillas, Guacamole und Bohnenmus. Ein Fest für die Sinne, aber eine Härteprobe für den überfüllten Magen! Den heutigen Tag schließlich verbrachten wir bei Marvins Großfamilie auf dem Land inmitten riesiger Kaffeefelder. Sogar eine Kaffeeplantage konnten wir besuchen, um dort die vielen Produktionsschritte bishin zu dem uns bekannten braunen Pulver kennenzulernen. Das war besonders deshalb interessant, weil uns beiden hier der Kaffee um ein Vielfaches besser schmeckt als zu Hause und wir daher mehr über seine Herkunft wissen wollten. Hier herrschen einfach perfekte Bedingungen.
Perfekte Bedingungen bietet uns auch unser Domizil bei Marvin, wie man sicher herauslesen kann. Die nächste Woche wird daher sicher nicht weniger spannend und angenehm, wir haben noch einiges geplant. Davon berichten wir dann ein anderes Mal. Bis dahin!

Montag, 19. April 2010

The American Way in a Nutshell

Wie es sich in unserem letzten Blogeintrag schon andeutete, versprach unser verhältnismäßig kurzer Aufenthalt im Westen der USA besonders kontrastreich zur südpazifischen Beschaulichkeit zu werden. Jetzt, da wir zum Stopover am Flughafen von Denver auf unseren Anschlussflug nach Costa Rica warten, ist klar: Es wurde alles noch viel krasser als wir uns vorstellen konnten!
Schon die erste Orientierung in Los Angeles fiel uns alles Andere als leicht, weil die Stadt noch viel größer und weitläufiger ist als wir zu ahnen wagten. Erschien uns unser liebreizendes Hostel im alternativ-schrulligen Strandort Venice Beach in Deutschland noch als guter Ausgangspunkt für Expeditionen, mussten wir uns vor Ort einen eindeutigen Standortnachteil eingestehen, denn es liegt in der Autofahrerstadt L.A. alles viel weiter entfernt als in den uns bislang bekannten amerikanischen Metropolen. Vergleichbar ist der Ballungsraum viel mehr mit dem Ruhrgebiet, nur dass man hier von einer einzigen Stadt spricht. (Im Übrigen hat das Ruhrgebiet die eindeutig bessere Verkehrsinfrastruktur; die L.A.-Busse sind unzuverlässiger als KVB und Deutsche Bahn an ihren schlechtesten Tagen.)
Den unlängst erwähnten Nachteil münzten wir allerdings schnell per Perspektivwechsel in einen Erlebnisvorteil um, denn nun waren wir zum einen zu einem noch intensiveren Sightseeingprogramm gezwungen und zum anderen in der angenehmen Lage, zugleich die Strandlage von Venice und Santa Monica mit ihrem illustren Publikum und Baywatch-Kulisse zu erleben. Abgesehen von Downtown L.A. konnten wir dank nun ausgereifter Hop-on-Hop-off-Bus-Erfahrung tatsächlich die Highlights einer ansonsten oft uninspirierten Metropole aufsaugen. Besonders Hollywood und Beverly Hills, das Zentrum der Superreichen und manchmal auch Schönen, hatte durchaus seine Vorzüge. Der American Dream wurde hier an jeder Ecke neu verwirklicht, und kaum ein Amerikaner lässt einen Besucher über seinen Stolz auf diesen American Way im Unklaren. Wir nahmen indes auf unsere eigene Art daran Teil, vor allem in Form von Konsum örtlicher Spezialitäten wie Hamburger und Hotdogs. Habe ich schon erwähnt, wie sehr ich die frischen Papayas vermisse?
Um die ganze Junk-, Kitsch und Glamourerfahrung auf die Spitze zu treiben (und weil das Kind in uns stetig danach verlangte), besuchten wir, als wir endlich typisch amerikanisch (dank umgebuchtem Upgrade) ein übergroßes Auto zur Verfügung hatten, den bis dahin unerklommenen Gipfel der Künstlichket: Disneyland! Die zugegebenermaßen perfekte Inszenierung des allseits bekannten Disneyflairs ließ uns für einen Tag tatsächlich ganz aus der realen Welt entfliehen. Die Fahrgeschäfte können es zwar nicht mit jenen im Phantasialand aufnehmen, dafür konnte unser Erlebnis fast amerikanischer kaum sein. Bei genauerem Nachdenken erreichte die ganze überbunte und übermäßig ausgestaltete Darstellung oftmals die Schwelle vom Skurrilen zum Unerträglichen - besonders wenn man die pausenlose Beschallung mit Cartoonhintergrundmusik mit einbezieht. Für einen Tag war es mit einer gewissen Ironie im Hinterkopf aber die ganze Sache allemal wert, wir haben und prächtig amüsiert!
Der nächste Tag war dann zur Abwechslung als Roadtrip geplant. Wir wollten durch das bedrohliche Death Valley in Richtung Las Vegas fahren. Auf Grund eines überlangen Shopping-Zwischenstopps (auch sehr amerikanisch) und widrigen Verkehrsverhältnissen konnten wir unsere Route allerdings nicht einhalten und mussten einmal mehr improvisieren. Die Fahrt durch die Wüste Kaliforniens und Nevadas war ohnehin schon beeindruckend genug - soweit das Auge reicht nur braune Ödnis mit kargem Buschwerk und einzelnen Kakteen und mittendrin ein vielbefahrener sechsspuriger Highway. Daher machte es uns wenig aus, in einem Ort zu nächtigen, der auch eine prima Kulisse für einen mittelprächtigen B-Movie abgegeben hätte. Primm, Nevada, besteht nur aus Kasinos, Fastfoodläden einer heruntergekommenen Shoppingmall und vielleicht einmal durchschnittlich gewesenen Glücksspielhotels. Genau dieser Ort schien uns geeignet, das andere, vollkommen unglamouröse Amerika kennenzulernen. Und das ist uns wahrlich gelungen, obwohl das Hotel mit dem klangvollenen Namen "Whiskey Pete's" trotz des Geklimpers hunderter einarmiger Banditen besser ausgestattet war als sein leicht schäbiges, von surrender, halb funktionierender Neonreklame dominiertes Äußeres vermuten ließ. Ein paar Bier von der Tankstelle und - natürlich - Junkfood bereiteten uns eine durchaus angenehme Nacht.
Dieser belanglose Abklatsch von Las Vegas bereitete uns indes schon auf den nächsten Tag in der wohl größten Spielermetropole der Welt vor. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten komprimiert sich wahrscheinlich an keinem anderen Ort derart schrill und elektrisierend wie in Las Vegas! Die Reizüberflutung, der wir zu keinem Zeitpunkt entkommen konnten, war schier unbeschreiblich. Obwohl wir uns "nur" auf dem sog. "Strip" -d.h. Las Begas Boulevard - aufhielten, verging keine Minute mit einer anderen Kuriosität, einem skurrilen Moment, einem unwirklichen Erlebnis. Die absurd-intensiv illuminierte, in allen Formen und Farben inszenierte Kulisse verschlug uns die Sprache. Der Eiffelturm steht gegenüber von New York, einen Block weiter befindet sich Ägypten, nur getrennt von einem vieltürmigen Märchenschloss. Noch Fragen? Das alles (und dieser Auszug ist nur ein kleiner Teil des Strips) verbiegt riesige Hotelkomplexe mit noch gigantischeren Kasinos und Showrooms. Die Entertainment-Dichte ist vielleicht an keinem Ort der Welt so groß wie in der ständig überbelebten Wüstenstadt. Das ist in der Tat Disneyland für Erwachsene; manchmal fühlten wir uns wirklich überraschend ähnlich entgeistert angesichts des grotesk-überproportionierten Ganzen. Gleichzeitig nahmen wir diese gigantische Vergnügungswelt aber gerne an; hier ein Spielchen am einarmigen Banditen, da ein Ein-Dollar-Drink (allseits vorhanden, um die Zocker noch gefügiger zu machen) und immer die Augen auf für eine weitere Kuriosität. Das nächste volltrunkene frischvermählte Hochzeitspaar kann plötzlich um die Ecke biegen... Mit der nötigen Besonnenheit hat man hier auch nachhaltig Spaß. Wir haben weder geheiratet, noch ein Vermögen verspielt, dafür hatten wir den ultimativen Thrill auf der mörderischsten Achterbahn, die wir bislang zu besteigen gewagt hatten. In "New York" jagte man uns durch Loopings und Abgründe durch die bunte glitzernde Nacht der Stadt, das war der Kick des Abends! Wahnsinn! Als netten Nebeneffekt hatten wir uns den Fahrpreis zuvor unten dem waghalsigen Einsatz von zwei Dollar an der Slot Machine erspielt - that's Vegas!
Bei so viel Aufregung entging uns gänzlich, dass wir uns bis weit nach Mitternacht auf dem Strip aufhielten, die Zeit verging wie im Fluge. Geplante Besuche von Shows und einem netten Dinner erfüllten sich daher nicht, aber was soll's. Der Fun Factor war immens und amerikanischer konnten wir unseren Trip wohl kaum ausgestalten. Jetzt ist es aber auch mal wieder genug. Ab Morgen warten in Costa Rica wieder frische Früchte und Natur auf uns. Auch das ist eine gute Nachricht. Wir freuen uns!