Freitag, 26. März 2010

Neuseeland: Pannen mit Happy End auf der Nordinsel

Unsere letzten Stunden in Neuseeland waren angebrochen und die gute Nachricht ist: Wir haben alles schadlos überstanden! :-) Fidschi kann kommen, wir freuen uns schon sehr darauf! Doch bis dahin wurde uns doch wider Erwarten der ein oder andere Stein in den Weg gelegt.
Es kam eigentlich wie es kommen musste. Im letzten Blogeintrag lobten wir wahrscheinlich unseren recht betagten Campervan etwas zu früh über den grünen Klee; man soll halt das Bärenfell (oder hier würde man wohl sagen: das Schaffell) nicht aufteilen, bevor die Beute erlegt ist. In unserem Fall erlegte sich die Beute bei Kilometerstand 491.000+ unfreiwillig von selbst, was sie gerade hätte tunlichst bleiben lassen sollen. Kaum legte unsere Fähre nämlich in Wellington an, fuhren alle Fahrzeuge von der Rampe in die Stadt hinein. Nur ein kleiner japanischer Campervan leistete der Generalverpflichtung beharrlich Widerstand, indem er sich weigerte, den Motor zu starten. So verursachten wir ganz nebenbei ein kleines Verkehrschaos auf der betriebsamen Fähre. Es gibt angenehmere Gelegenheiten, im Rampenlicht zu stehen. Zum Glück wurde uns ziemlich bald vom wackeren Fährpersonal Starthilfe gegeben; offenbar war die Batterie leer, obwohl kein Strom verbraucht wurde. Der gutgemeinten Empfehlung entsprechend fuhren wir dann erst einmal ein gutes Stück hin und her, um die Batterie wieder aufzuladen. Ein lohnenswerter Stop in Wellington, wie er geplant war, verbot sich so natürlich. Stattdessen haben wir jetzt einen bemerkenswerten Überblick von Innentadt und Vororten auf sämtlichen Straßen - Sightseeing einmal anders. Leider drohte irgendwann der Tank nur noch mit Luft gefüllt zu sein, also mussten wir später an einer Tankstelle dann doch einmal Halt machen.
Vollgetankt und frohen Mutes konnte es also weitergehen. Hätte es weitegehen können, um genau zu sein. Denn der Van zog es einmal mehr vor zu streiken. Inzwischen routiniert in Starthilfe auftreiben, gelang es uns aber bald wieder, den Widerstand unseres uns nicht mehr hundertprozentig treuen Vehikels zu brechen. Statt Zuckerbrot bekam es nun die Peitsche zu spüren.
Einen extensiveren Ladevorgang vor Augen fuhren wir etwas spontan erst einmal weiter Richtung Norden, bis der Tag langsam zur Neige ging und wir das Gefühl hatten, jetzt müsste alles aufgeladen sein. Levin hieß der Ort der Bestimmung, und dort verlief der Abend wirklich entspannt. Die Unbehaglichkeiten eines Roadtrips sollten nun abehakt sein.
Hätten sollen, besser gesagt. Am nächsten Morgen holte unser zäher japanischer Ex-Verbündete nämlich zum erneuten Gegenschlag aus. Festgesetzt auf einem Campingplatz im Halbniemandsland spürten wir, dass nun die Zeit für eine große, vielleicht schmerzhafte Entscheidungsschlacht gekommen war. Was in alten Zeiten die Kavallerie war, trug für uns die beiden magischen Buchstaben "AA". Der neuseeländische ADAC. Unser neuer Bundesgenosse war schnell am Einsatzort und kämpfte mit den härtesten Bandagen. Schnell entlarvte er die Untätigkeitsattacken unseres Fahrzeugs als Strohfeuer. Die Batterie war nämlich in bestem Zustand und - wen wundert es auch nach unserer Vorleistung - voll aufgeladen. Lediglich ein Übermaß an hartnäckiger Kontaktstellenkorrosion verhinderte im wahrsten Sinne des Wortes, dass der Funke übersprang. In diesem Fall von Batterie zu Motor. Ein kleiner und präziser "surgical strike", den amerikanische Antiterrortruppen nicht effektiver hätten setzen können, und schon war der Feind wieder ein Freund. Nun lief alles wieder wie geschmiert!
Unsere weitere Tour gen Norden führte uns nach diesem Abenteuer in eine malerische Region, die aber leider voller olfaktorischer Herausforderungen war. Das vulkanische Gebiet um den Lake Taupo herum bis nach Rotorua, einer Maori-Hochburg, hinein ist nämlich gesäumt von Schwefelquellen aller Formen und Farben. Konstant war in dieser Abwechslung von heißen Thermalquellen ("champagne pool"), kochenden Schlammtümpeln ("devil's ink pot") und sprudelnden Geysiren (vorzugsweise nach Frauen benannt) nur der mitunter beißende Gestank nach faulen Eiern. Hatte man sich aber einmal daran gewöhnt, was Nina nicht ganz so gut wie mir gelang, war es herrlich. Die Macht der Natur und vor allem die grenzenlose Gewalt der Erde, die dieses Land erst in Zeiten jüngerer geologischer Geschichte geformt hat, raubte einem den letzten Atem (wenn man noch ein wenig Luft im Schwefelgestank übrig hatte). Gerade weil das Wetter nun leider schon gewohnt kühl und regnerisch blieb, waren unsere Bäder in heißem Quellwasser eine umso größere Wonne. Die Entspannung tat nach der ganzen erlebten Aufregung auch wirklich gut!
Inzwischen sind wir nun bis nach Auckland vorgedrungen und haben sowohl Gestank als auch schlechtes Wetter hinter uns gelassen. Sogar unser versöhnter Van, nun mit über 492.000 km auf dem Tacho, ist nicht mehr unser Weggefährte. Eigentlich schade, denn es war eine alles in allem phantastische Tour durch die oft menschenleeren Weiten Neuseelands. Hier in der Stadt ist es überhaupt nicht mehr menschenleer, sondern ziemlich geschäftig. Wir können weder Gutes noch Schlechtes berichten; hervorstechend sind allein die Weltklasse-Cookies von Mrs. Higgins auf der Queen Streen sowie natürlich der Sky Tower, das höchste Gebäude der südlichen Hemisphäre. Von dort oben in 220 Metern Höhe hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt und die sich hineinschlängelnde Bucht mit ihren zahllosen Segelbooten. (Auckland wird zu Recht "City of Sails" genannt.) Ein gelungener, weil erhabener und erhobener Abschluss unserer Neuseeland-Etappe.
Fidschi wird um einiges beschaulicher ausfallen. Inzwischen sitzen wir in Nadi am Flughafen und warten auf unseren Flug nach Kadavu; für mich ist es wie ein wenig "nach Hause" kommen. Wir beide können es kaum erwarten!

Sonntag, 21. März 2010

Neuseeland: unterkühlt und verzaubert auf der Südinsel

Der Flug von Australien nach Neuseeland dauerte nur drei Stunden, führte aber dennoch in eine gefühlt andere Welt. Schon der Flughafen in Christchrch, immerhin eine der größten Städte des Landes, wirkte eher wie ein durchschnittlicher australischer Busbahnhof als das Ziel vieler internationaler Airlines. Auch die Stadt selbst kommt eher wie ein schrullig-schnuckeliges englisches Dorf daher, einladend und gemütlich, aber eben kaum städtisch. Apropos englisch: Die Fahrt vom Flughafen ins Zentrum erzeugte bei uns ein kleines Déjà-vu, nur in mindestens zwei Nummern kleinerer Ausführung. Die erste Busfahrt unserer Weltreise in London von Gatwick ins Zentrum erzeugte annähernd die gleichen Bilder von kleinen Vororten und wuseligen Wiesenlandschaften. Canterbury is indeed very British. Ungefähr so kalt wie hier - es waren ungewohnte 18 Grad - dürfte sich wohl auch der Spätsommer im britischen Mutterland anfühlen.
Es sollte aber noch ungewohnter kommen, als wir am nächsten Tag unserem nunmehr gewohnten Fortbewegungsdrang die erhoffte Befriedigung verschafften. Ein kleiner Campervan ist nämlich nun vorübergehend in unserem Besitz, mit dem wir recht rasant zuerst die Süd- und dann die Nordinsel unsicher machen können. Das gute Stück ist zwar nicht das jüngste und modernste Exemplar seiner Art, doch hat es mit kombinierbarer Sitz- Bettecke, Küchenzeile und Kühlschrank alles was das Globetrotterherz begehrt. Und die inzwischen geknackten 490.000 km auf dem Tacho zeugen zumindest von einer gewissen Zuverlässigkeit des Vehikels. Also nichts wie los und ab in den Süden!
Große Vorschusslorbeeren erntete die Südinsel Neuseelands bei uns, denn jeder, mit dem wir über das Land der Kiwis sprachen, schwärmte vor allem vom malerischen Süden. Nun, er ist in der Tat malerisch. Allein die Farben der Natur fallen hier viel intensiver als gewohnt aus, sei es das milchige Blau der sanften Bergseen, das Sandbraun der steilen Berge im Osten oder das satte Grün des kalten Rgenwaldes im schroffen Westen. Ebenso faszinierend ist der ständige und doch immer wieder plötzlich wirkende Wechsel von flachen Ebenen und empor schießenden Berghängen von oft über 1.000 Metern Höhe. Lorbeeren erhält die Südinsel also auch in Retrospektive von uns. Allerdings - und hier gehen unsere Meinungen das erste Mal erwähnenswert auseinander - vergibt Nina deutlich mehr Pluspunkte als ich. Denn ich bin jetzt einfach froh, in den warmen und eher tropischen Norden zu fahren. Je weiter südlich wir gelangten, desto kälter wurde es nämlich; 15 Grad Tageshöchstwert war schon ein wohliges Gefühl! Die Nächte im Van waren ohne Heizstrahler nicht auszuhalten. Dies ist für mich ein echtes Ausschlusskriterium, denn ich liebe die Wärme und wollte unserem ungemütlichen deutschen Winter entfliehen. Auch waren für mich die Landschaften oft überraschend karg; auch nicht gerade ein Paradies für Liebhaber von üppiger vielfältiger Vegetation. Nina hingegen liebt die Farb- und Formenkontraste der weitläufigen unberührten Landschaften, die auch immer etwas Mysthisches mitschwingen lassen. Die Abwechslung von Bergen, Wiesen, Seen von unglaublicher Farbe und natürlich die vielen Schafe lassen ihr Herz höher schlagen. Das Land von "Der Herr der Ringe" ist genau ihres. Stimmig ist wiederum, dass ich mit diesen Geschichten wenig anfangen kann. :-)
Alles in allem wollen wir beide aber die Zeit hier nicht missen. Die Campervantour ohne große Pläne in die Weite der Natur hinein gerade zu den unbekannten Orten, an die uns die Stimmung treibt, ist gelebte, pure Freiheit! Hier ein Stop, da ein Abstecher, und wenn uns der Hunger packt, dinieren wir mit Hilfe der Vanküche einfach ungestört irgendwo im Nirgendwo. Großartig!
Zu sehen bekamen wir nebnbei Orte, deren Namen für Uneingeweihte wie Schall und Rauch klingen und daher nichts zur Sache tun sollen. Grob skizziert führte uns unser Roadtrip in einer im Uhrzeigersinn gezogenen Schleife von Christchurch aus über die großen Seen und am alles überragenden Mount Cook vorbei am südliche Queenstown bis an die feuchte, vom wilden Ozean gepeitschte Westküste. Dort passierten wir zwei Gletscher (einen mit dem skurrilen Namen "Franz Josef"), die fast auf Meereshöhe im kalten Regenwald liegen - was für ein Kontrast! Je weiter nördlich wir gelangten, desto wärmer wurde es zu meiner großen Freude auch wieder, ohne dass die Schönheit der (hier deutlich bewachseneren) Landschaft zugleich zu leiden hatte. Heute mussten wir schließlich nicht mehr frieren, denn im nördlichen Fjordland der Südinsel auf dem Weg zum Hafen von Picton entdeckten wir die Sonne wieder. Schaurig konnte es nur zwischenzeitlich auf der vielleicht kurvenreichsten Bergtrecke, die wir bislang gefahren sind. Der Weg zur Fähre bietet nämlich glichzeitig spektakuläre Ausblicke und bedrohliche Schluchten an enger Fahrbahn. Hier sollte man wirklich nur ausgeschlafen fahren!
Zu der nun nötigen Entspannung verhilft uns gerade die Fährfahrt nach Wellington. Die See ist ruhig, wir können uns also stressfrei auf den zweiten Teil unserer Neuseeland-Campervantour vorbereiten. Auch unser geschundenes Fahrzeug darf mit und wartet im Bauch des Schiffes auf uns. Gleich holen wir es wieder ab und warten auf das, was danach geschehen wird.

Sonntag, 14. März 2010

Australien: Zurück in der Zivilisation

Das anstrengende Outback haben wir nun endgültig hinter uns gelassen und befinden uns nun wieder zurück in der Zivilisation, die in unserem Fall auf den Namen Melbourne hört. Bis dorthin brauchte es freilich etwas mehr als nur eines Wimpernschlags (oder, um es etwas mehr erfahrungsunterfüttert zu sagen: der inzwischen instinktiven Fliegenverscheuchungshandbewegung).
Der Zug von Alice Springs nach Adelaide - genannt "The Ghan" angelehnt an die zuvor auf der Strecke eingesetzten afghanischen Kamele - brauchte nur etwas weniger als 24 Stunden, um die Südküste Südaustraliens zu erreichen und war damit sogar seinem eigenen Fahrplan ein wenig voraus. Ob dies auch die Deutsche Bahn so gut hinbekommen hätte darf nicht nur auf Grund allgemeiner Erfahrungswerte, sondern auch angesichts des logistischen Aufwands zumindest angezweifelt werden. Der "Ghan" schlängelt sich nämlich in 900 Metern Zuglänge durch eine fast durchweg einspurige Strecke mit Gegenverkehr in Form von Güter- anderen "Ghan"-Zügen durch die Wüste. In Adelaide angekommen passte das Monstrum wegen seiner Länge nicht einmal in den Bahnhof, sondern musste erst zweigeteilt werden. Trotzdem hatten wir schleunigst unser Gepäck in der Hand und konnten einen halben Tag die Stadt unsicher machen.
Obwohl wir während der Fahrt fast nur rostrotes Nichts gesehen hatten, erwies sich Adelaide schnell eher als Provinzstädtchen denn als Metropole. Die offiziell angegebenen 1,1 Millionen Einwohner müssen sich wohl auf ein riesiges Umland (unser Tipp: den kompletten Staat South Australia) beziehen, um irgendeine Legitimität zu erlangen. Der Ort mit einer lebhaften Chinatown verdient das Prädikat "ganz nett", das ist aber auch alles. Umso besser für uns, dass wir nicht mehr Zeit hier eingeplant hatten, sondern schon am Abend in den Nachtbus nach Melbourne stiegen.
Spätestens seit gestern Morgen, unserer Ankunft an der repräsentativen Southern Cross Station, sind wir wieder vollends in der Zivilisation. Melbourne hat einfach alles zu bieten: ein malerisches Stadtbild, breite prachtvolle Hauptstraßen und kreuzende mediterran wirkende Seitengässchen mit malerischen Cafés sowie nicht zuletzt eine gelebte Gastfreundlichleit mit vorbildlichem Besucherservice. An jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken, egal ob zu Fuß oder auf einem der kostenlosen (!) Besucherbusse bzw. - straßenbahnen. Schnell war uns klar, dass das ewige von Rivalität geprägte Duell zwischen Sydney und Melbourne jedenfalls bei uns zu Gunsten der südlichsten Stadt Australiens im Staat Victoria entschieden wurde.
Exemplarisch für das gewisse Extra, das man hier kontinuierlich spürt, soll hier die Sportbegeisterung der Melbourner angeführt werden. Rugby und etwas weniger auch Fußball begeistern die Stadt ebenso wie die Australien Open Tennis oder der bald anstehende Formel
Eins Grand Prix. Die Mutter aller Emotionen wird trotz allem aber bei Australian Rules Football geschürt, einer besonders harten und abgefahrenen Variante des Rugby auf ovalem Spielfeld, die in Melbourne ihre Wurzeln hat. Ich gönnte mir das Erlebnis, bei dem Finale des "Vorsaisonpokals" (sprich: es ging um die goldene Ananas, ähnlich wie beim Super Cup in der Bundesliga) dabei zu sein. Melbourne spielte im kleinen Stadion, das nach einer Fluggesellschaft aus Abu Dhabi benannt ist und "nur" 50.000 Zuschauer fasst, unter sich. Die Westend Bulldogs besiegten St. Kilda F.C. mit 104:64, und ich habe nichts verstanden. Die Stimmung war dennoch prächtig und es ging körperlich ordetlich zur Sache. Ein netter Sportabend, obwohl ich leider den wahren Sporttempel, den Melbourne Cricket Ground mit 100.000 Plätzen, verpasst habe. Wie auch immer, ich war gut beschäftigt und Nina wurde für ihre Geduld später mit einer gemeinsamen Flasche Wein auf der Dachterrasse unserer Unterkunft belohnt.
Heute gingen wir den zweiten Teil des Sightseeing etwas lockerer an, wohl wissend, dass wir eh mal wieder zu wenig Zeit hatten. Die Innenstadt und auch das Strandviertel von St. Kilda kennen wir nun immerhin etwas besser. Ein ordentliches australisches Dinner mit Krokodil, Emu und Känguru rundete dieses ausgezeichnete Wochenende schließlich gekonnt ab.
Wir brauchen jetzt nur noch etwas Schlaf, um morgen früh fit für Neuseeland zu sein.

Mittwoch, 10. März 2010

Australien: Outback und Uluru oder das Land der Fliegenplage

Alice Springs, die Stadt mitten im großen Nirgendwo des australischen Outbacks, hat nicht viel zu bieten, diente aber auch nur als Ausgangspunkt für unser dreitägiges "richtiges" Outback-Anenteuer. Nur knapp 500 km weiter westlich befindet sich nämlich eines DER Symbole der südlichen Hemisphäre: Uluru, bei uns besser bekannt als Ayers Rock. Aus Respekt vor dieser heilien Stätte der Anangu, einem Aboriginiestamm, sollen hier die traditionellen Bezeichnungen
verwendet werden.
Um Uluru zu sehen, nahmen wir einige Strapazen auf uns auf; von manchen wussten wir vorher, manche überraschten uns doch sehr. Zunächst sind drei Tage Camping im Outback ohne gewohnte sanitäre Einrichtungen mit Schlafplätzen unter freiem Himmel in einem von nicht
immer freundlich gesinnten Dingos (eine Art Buschwolfshund) beherrschten Savannenland sicher nicht jedermanns Sache. Diese Erfahrung möchten wir aber auch im Nachhinein keinesfalls missen. Schon die Lagerfeuertmosphäre mit gleichgesinnten und mit interessanten Reisegeschichten ausgestatteten Backpackern hatte ihren Charme. Aber vor allem der ungetrübte Blick vor dem Einschlafen auf einen glasklaren Sternenhimmel mit der Milchstraße in ihrer vollen Pracht ließ das Fehlen jeglicher Annehmlichkeiten mit einem Wimpernschlag vergessen. Da machte es auch nichts mehr, dass tagsüber die Sonne bei über 30 Grad knallte, es aber nachts durchaus mehr als 15 Grad kälter werden konnte.
Die große unbekannte Strapaze hingegen mag für den Außenstehenden zunächst wie eine Lappalie aussehen, doch nach eigener konsistenter Erfahrung ist sie der entscheidende Grund, warum wir froh sind, jetzt wieder aus dieser Halbwüste entkommen zu sein: Fliegen! Und wir
sprechen hier nicht von den uns bekannten Stubenfliegen, sondern von zwar phänotypisch ähnlichen, dafür aber viel penetranteren und widerstandsfähigeren Plagegeistern. Kaum hat man sich versehen, krabbeln die Biester einem auch schon durch jede zugängliche Körperöffnung. Wind und schnelle Bewegungen können ihnen nichts anhaben. Und wenn schon ein Exemplar geeignet ist, die Nerven seines Opfers in Windeseile zu drangsalieren, wie soll es bloß mit hunderten Fliegen um eine Person herum aussehen? Wer das wirklich wissen möchte,
muss nach Uluru kommen, denn hier wird der Alptraum zur Realität. Ohne - zugegebenermaßen ziemlich lächerlich aussehende - Hüte mit imkerartigem Gesichtsschutznetz konnten wir uns kaum im Freien aufhalten. Nur bei Dunkelheit scheint sich die Plage eine Auszeit zu nehmen. Unerträglich!
Angesichts der Erhabenheit von Uluru und der ganzen Region ist es umso trauriger, dass die Fliegen unsere eindringlichste Erfahrung waren. Die Heiligtümer der Anangu muss man trotzdem gesehen haben, denn sie sind nicht nur prachtvoll anzusehen, sondern auch von einzigartiger geologischer und ebenso mythologischer Bedeutung. Ohne den ohnehin schon geduldigen Leser mit wissenschaftlichen Details langweilen zu wollen, die qualifiziertere Personen sowieso besser darlegen können, sei nur Folgendes erwähnt:
Die Tatsache, dass mitten in der flachen Einöde von rotem Sand und vertrocknetem Buschwerk plötzlich gewaltige, wohlmodellierte, freistehende Felsformationen mehrere hundert Meter aus der Erde ragen, bewirkt schon für das ungeschulte Auge eine mitunter magische Faszination. Dies gilt gleichermaßen für den etwas entfernten Kings Canyon, der mit seinem grünen "Garten Eden" einen oasenartigen Kern vebirgt. Umsere größte Beachtung verdienten trotz dieser Naturfaszination die mythenumwobenden Felsen von Uluru und dem nahe erreichbaren Kata Tjuta, welches aus irgendeinem kolonialchauvinistischen Grund auch "The Olgas" genannt wird.
Die beiden letzteren Stätten sind noch heute fester Bestandteil des Lebens der Anangu, über deren Kultur wir beispielhaft für die übrigen ca. 250 verbliebenen Agoriginie-Völker einiges lernen durften.
Als bittere Randbemerkung sei erwähnt, dass heue nur noch um die zehn Prozent der ursprünglichen indigenen Volksstämme in Australien existieren. Der Rest wurde Opfer des Expansions- und Eroberungsdranges europäischer Siedler. Man kann nicht ganz ungewollt erkennen, dass uns dieser Ausflug nicht nur eine ganz neue Sicht auf das riesige Australien geliefert, sondern auch zum Nachdenken angeregt hat. Das Trauma der Aboriginies ist bis
heute nicht überwunden, und ignorante Touristen, die trotz ausdrücklicher und multilingualer Bitte der Anangu, Uluru aus Respekt vor ihrem Heiligtum nicht zu besteigen, den Fels dennoch waghalsig hinaufklettern, tragen ihren unrühmlichen Teil dazu bei. Selbst die für uns als furchtbar empfundene Fliegenplage, aufgrund derer wir auch wahrscheinlich in Zukunft nicht mehr wiederkommen werden, rückt angesichts anhaltender interkultureller Respektlosigkeiten in den Hintergrund.
Zum Schluss nun soll der mahnende Zeigefinger behutsam wieder eingefahren werden. Neue Abenteuer warten schon. Nach unserer heutigen Übergangsnacht in Alice Springs fahren wir morgen mit dem Zug (!), dem sogenannten "Ghan", für ca. 24 Stunden durchs Nichts nach Adelaide und von dort aus weiter mit dem Bus nach Melbourne.

Sonntag, 7. März 2010

Süd-Nord-Fahrt und Abtauchen

Nun ist schon wieder mehr als eine Woche vergangen seit unserem letzten Lebenszeichen, die Zeit zerrinnt wirklich wie im Fluge. Langweilig wird es nie, dafür ist unser Programm allein schon zu dicht und Australien einfach zu groß. Aber auch faszinierend, dazu sogleich im Verlauf dieses nicht ganz kurzen Blogeintrags. Der guten Übersicht halber gliedere ich wieder unsere einzelnen Stationen wie schon beim letzten Mal auf:

I. Sydney
Die letzen Tage in Sydney waren nett, wenn auch weit weniger aufregend als man angesichts der stark verbreiteten Lobgesänge über diese Metropole hätte erwarten können. Bitte nicht falsch verstehen: Die Stadt ist wirklich schön, das Hafenpanorama Weltklasse, aber irgendwie konnten wir den oft gelobten besonderen Chatakter Sydneys nicht so recht aufsaugen. Vielleicht war es der zahlreiche Regen oder doch der kurze Zeitplan unseres Aufenthaltes. Ein vielleicht irgendwann zukünftiger zweiter Eindruck zur Justierung dieses Bildes soll nicht ausgeschlossen werden. Jedenfalls das vollmundig angekündigte Mardi Gras Feiern war für uns nicht Involvierte nicht so ausgelassen und großspurig wie es der CSD in Köln sein kann. Köln ist einfach ein Gefühl, und genau das ist Sydney eben nicht.
Schön war es dennoch, insbesondere unser Sonntags-Ausflug mit Markus nach Manly, einen Strandbad-Vorort der mit der Fähre auf einer entspannten Fahrt durch den malerischen Hafen. Manly hat neben schönen Stränden, Spaziergängen durch die subtropische Fauna und verlockenden Eiscafés sogar einen Aldi-Markt zu bieten. Was will man mehr? ;-)

II. Blue Mountains
Mit dem Wohenende verging schließlich auch unsere Zeit im Zentrum von Sydney. Es stand ein Auto für uns bereit, um das riesige Drumherum näher in Augenschein zu nehmen. Zunächst war dies gleichbedeutend mit den Blue Mountains, einem bergigen Naturspektakel voller Eukalyptuswälder und Gebirgen um die 100 km westlich von Sydney entfernt. Serpentinenartige Straßen, gewaltige Steigungen und anfangs auch der ungewohnte Linksverkehr machten schon die Anreise zu einem Erlebnis mit gewissem Abenteuerfaktor. Erschwert wurde das Ganze durch mitunter heftigem Regen, doch dennoch war allein schon die pittoreske Strecke den Aufwand wert! Unser Hauptziel, ein Bushwalk durch die Wälder, lag allerdings wegen des anhaltenden Regens in weiter Ferne. So quartierten wir uns erst einmal in einem schnuckeligen Hostel im Örtchen Katoomba ein und kochten uns etwas Warmes gegen die - jawohl! - ungewohnte Kälte. Am nächsen Tag sollte aber alles besser werden, so wurde uns jedenfalls angekündigt...
Und wirklich: Die Wolken wurden weniger, sogar die Sonne ließ sich kurz erahnen. Ausreichende Bedingungen für einen Bushwalk! Im örtlichen Visitor Centre wurde allrdings angekündigt, dass es am Nationalparkteil eines "Orange" genannten Ortes sonnig sein sollte. Also nichts wie dorthin! Auf der Karte sah es nicht weit aus, und ein Auto hatten wir ja.
Nach fast zwei Stunden Fahrt war es tatsächlich herrlich sonnig, aber Orange war noch nicht erreicht. Allerdings lag auch der Nationalpark um Einiges hinter uns; irgendetwas stimmte nicht. Es gab nur einen als "Orange" bezeichneten Ort, der war aber definitiv weiter im Hinterland. Immerhin stimmte die Wettervorhersage. Unser Zeitplan stimmte allerdings gar nicht mehr, also fuhren wir schweren Herzens nicht zurück in die Blue Mountains, sondern durch das weitläufige Hinterlands gen Norden. Unser Ziel sollte Neuengland sein, da wo wenig Menschen, aber viel Vieh und ebensoviel Countrymusik beheimatet sind. Das andere Australien eben, das wir auch unbedingt kennenlernen wollten. Und so begann er, unser

III. Roadtrip Richtung Brisbane
Nach einer weiteren Stunde Fahrtzeit wurde allerdings auch unser neuer Plan von höherer Gewalt durchkreuzt: Auf der in einem Radius von über hundert Kilometern einzigen Straße nach Norden gab es einen Unfall, die Strecke wurde deshalb bis auf weiteres komplett gesperrt. Mangels alternativer Verkerswege gab es natürlich auch keine Umleitung. Für uns hieß das: Zurück Richung Osten, um dann eine andere Nordroute zu nehmen. Der so unfreiwillig verlängerte Roadtrip bedeutete einen ganzen Tag am Steuer. Als Entschädigung wurden uns aber unbezahlbare Eindrücke aus der schier unendlichen Weite des von üppiger Natur gesegneten Hinterlandes voller sattgrüner Hügel und grenzenloser Waldlandshaften geboten. Menschen oder gar größere Ortschaften gab es dagegen so gut wie keine. Besonders bemerkenswert ist dies erst recht dann, wenn man sieht, was für einen lächerlich kleinen Ausschnitt der Landkarte Australiens wir nur befahren hatten. Der Mensch ist hier besonders klein. Selbst in der Stadt, die wir am Abend erreichten - Tamworth - wirkte es sehr ländlich um verschlafen. Abgesehen von dem hier alljährlich stattfindenden Countrymusik-Festival gibt es hier wirklich nichts außer recht einfachen Menschen und einem Bahnhof, der eine lang anhaltende Flucht in belebtere Ziele zu versprechen scheint.
Eine eben solche Flucht traten auch wir nach einer Übernachtung in der dennoch irgenwie auch mal faszinierenden Belanglosigkeit an. Unser Tagesziel hieß Byron Bay und stand mehr denn je für Sonne, Strand - und Menschen! Doch auch der Weg war das Ziel. Neuengland, das landschaftlich seinen grünen Hügeln tats
ächlich englische bis irische Züge aufweist, sollte es noch ein wenig bleiben, doch mit der Zeit wurden aus den Hügeln Berge und aus den Wiesen und Sträuchern ausgewachsene Primärwalder. Und es wurde wieder feuchter, manchmal richtig nass und wolkenverzogen. Das dabei nicht gerade angenehme Fahren wurde zum Glück mit Ausblicken auf atemberaubende Schluchten und majestätische Wasserfälle versüßt. Das war Natur pur und richtig schön!
Trotzdem war zumindest ich als Fahrer froh, dass irgendwann die Bergpässe mitunter nur zehn Metern Sichtweite von ausgebauten und schnelleren Straßen abgelöst wurden, die in die Sonne führten. Byron Bay erreichten wir schließlich am Nachmittag und sogen sofort die Wärme und Helligleit in uns auf, bis die Sonne in prachtvollen Farben unterging.
Unser nächster Vormittag war ganz dem Strand zur Entspannung gewidmet. Aber das beste am ohnehin schönen Urlaubsörtchen ist das Eiscafé kuz vor der Promenade. Hier wird das Eis täglich aus frischen Zutaten hergestellt, und das schmeckt man such! So wie dort das Mangoeis schmeckte schmeckt bei und zu Hause keine "frische" Mango. Ein Traum! Jeder, der nach Byron Bay kommt, muss hier einfach ein Eis essen!
Nach diesem Hochgenuss waren wir so richtig motiviert, unseren letzten Streckenabschnitt nach Brisbane zu meistern. Ein Klacks im Vergleich zu den Touren der Vortage!

IV. Brisbane
In Brisbane blieb uns noch ein halber Tag, und wir müssen vorweg nehmen: leider! Die Stadt hat ein ganz eienes Flair in einer Mischung aus Abwechslungsreichtum und queensländischer Gelassenheit. So wie der Fluss, der sich durchs Zemtrum schlängelt, ist auch die Stadt selbst an jeder Ecke für etwas Neues gut. Architektonisch ist sie allein wegen ihrer unzähligen ausgefallenen Brückenkonstruktionen ein Traum, außerdem treffen hier viel prägnanter als in Sydney kleine alte Schmuckstücke im Kolonialstil auf geschmackvolle moderne Gebäude. Jede Ecke lädt zum Verweilen ein, besonders aber das Strandbad am Fluss mit Pools, Palmen und Grillplätzen zur freien Benutzug. Wir waren uns einig, dass wir so etwas auch gerne in Köln hätten. Allerdings hat Brisbane viel mehr Sonnentage und keinen nennenswerten Winter; hier lohnen sich solche tollen Anlagen einfach mehr. (Und ich möchte noch hinzufügen: Am liebsten würde ich auch das Klima nach Köln übertragen...)
Schade, dass wir am nächsten Morgen schon weiterreisen mussten. Unser Flugziel hieß Townsville im tropischen Nordqueensland.

V. Nordqueensland und das Great Barrier Reef
In Townsville angekommen stand ein weiterer Mietwagen für uns bereit, der Roadtrip konnte also fortgesetzt werden. Mit den Straßenerfahrungen der letzten Tage geimpft verspürten wir allerdings wenig Lust auf weitere zeitintensive Hinzerlandexperente und hielten uns deshalb an der Küste auf. Nicht zuletzt weil das Great Barrier Reef ganz oben auf unserer Agenda stand, war diese Taktik auch umso mehr angezeigt.
In Townsville konnte man Ausflüge zum Riff nicht so gut organisieren, daher bleiben wir in diesem schönen, sonnigen und warmen Städtchen mit vielen Kolonialbauten nur kurz. Der Highway nach Norden rief nach uns, Cairns war das Ziel. Bis dorthin - lächerliche 370 km - war die Klimaanlage im Auto ein wahrer Segen, denn draußen knallte die Sonne unnachgiebig bei Temperaturen um die 35 Grad. Ich liebe die Tropen, aber am Steuer darf es ruhig gemäßigt zugehen. Vorbei an Regenwäldern, Flüssen und gelegentlich auftreenden Ortschaften schafften wir es bereits auf dem Weg in einer Touristeninformation eine Schnorcheltour zum Great Barrier Reef zu buchen. Der nächste Tag war gesichert! Mit so viel Entspannung gönnten wir uns auf der Weiterfahrt eine Weinprobe der besonderen Art: Die "Tropical Winery" am wenig beruhigend klingenden Ort "Murderers Point" stellt Wein aus Tropenfrüchten her. Das Zeug ist wirklich gut, kein übersüßes Kopfschmerzgepansche, sondern tatsächlich Wein mit wohl dosiertem Passionsfrucht-, Mango- oder auch Ingweraroma. Gekühlt genau das Richtige an einem tropischen Abend!
Der tropische Abend in Cairns fiel jedoch gemächlich aus, immehin wollten wir fit sein für das - aus heutiger Perspektive gestrige - Riffschnorcheln. Und das war unbeschreiblich schön! Der Tag auf dem Ozean unter Anleitung von Fachpersonal war ein bisheriges Highlight unserer Weltteise. Zwei Schnorchelgänge am Great Barrier Reef offenbarten sicher nur einen Bruchteil dieses unfassbar vielfältigen, wunderschönen und doch zugleich labilen Ökosystems. Dennoh reichte dieser winzige Ausschnitt aus, bei uns als Betrachter einen Overkill an Eindrücken von Farben, Formen und Arten zu verursachen! Korallen in unendlich vielen Ausprägungen, Fische in allen Farben des Regenbogens, in jeder Größe und auch in den undenkbarsten Formen sowie sogar Meeresschildkröten, die in eleganter Langsamkeit unbeeindruckt unsere Wege kreuzten sollen das auszudrücken versuchen, was eigentlich unbeschreibbar ist. Man muss es einfach selbst gesehen haben!
Am Ende des Tages, nach so viel Erlebten, versuchten wir das Ganze auf die Aussie-Art zu verarbeiten: bei einem Barbecue in dem auch für Cairns obligatorischen Strandpark. Känguru und Weißwein ließen uns ein wenig wieder runterkommen.

VI. Hier und jetzt: Outback
Heute mussten wir das alles schon wieder hinter uns lassen. Jetzt sind wir im Inland, mitten im Outback in der Stadt Alice Springs gelandet. Die nächste Stadt ist über 500 km entfernt, hier ist Savanne und Wüste in Braun- und Rottönen vorherrschend. Morgen geht es zum weltberühmten Ayres Rock. Wir sind schon auf die nächsten Abenteuer gespannt!