Freitag, 26. März 2010

Neuseeland: Pannen mit Happy End auf der Nordinsel

Unsere letzten Stunden in Neuseeland waren angebrochen und die gute Nachricht ist: Wir haben alles schadlos überstanden! :-) Fidschi kann kommen, wir freuen uns schon sehr darauf! Doch bis dahin wurde uns doch wider Erwarten der ein oder andere Stein in den Weg gelegt.
Es kam eigentlich wie es kommen musste. Im letzten Blogeintrag lobten wir wahrscheinlich unseren recht betagten Campervan etwas zu früh über den grünen Klee; man soll halt das Bärenfell (oder hier würde man wohl sagen: das Schaffell) nicht aufteilen, bevor die Beute erlegt ist. In unserem Fall erlegte sich die Beute bei Kilometerstand 491.000+ unfreiwillig von selbst, was sie gerade hätte tunlichst bleiben lassen sollen. Kaum legte unsere Fähre nämlich in Wellington an, fuhren alle Fahrzeuge von der Rampe in die Stadt hinein. Nur ein kleiner japanischer Campervan leistete der Generalverpflichtung beharrlich Widerstand, indem er sich weigerte, den Motor zu starten. So verursachten wir ganz nebenbei ein kleines Verkehrschaos auf der betriebsamen Fähre. Es gibt angenehmere Gelegenheiten, im Rampenlicht zu stehen. Zum Glück wurde uns ziemlich bald vom wackeren Fährpersonal Starthilfe gegeben; offenbar war die Batterie leer, obwohl kein Strom verbraucht wurde. Der gutgemeinten Empfehlung entsprechend fuhren wir dann erst einmal ein gutes Stück hin und her, um die Batterie wieder aufzuladen. Ein lohnenswerter Stop in Wellington, wie er geplant war, verbot sich so natürlich. Stattdessen haben wir jetzt einen bemerkenswerten Überblick von Innentadt und Vororten auf sämtlichen Straßen - Sightseeing einmal anders. Leider drohte irgendwann der Tank nur noch mit Luft gefüllt zu sein, also mussten wir später an einer Tankstelle dann doch einmal Halt machen.
Vollgetankt und frohen Mutes konnte es also weitergehen. Hätte es weitegehen können, um genau zu sein. Denn der Van zog es einmal mehr vor zu streiken. Inzwischen routiniert in Starthilfe auftreiben, gelang es uns aber bald wieder, den Widerstand unseres uns nicht mehr hundertprozentig treuen Vehikels zu brechen. Statt Zuckerbrot bekam es nun die Peitsche zu spüren.
Einen extensiveren Ladevorgang vor Augen fuhren wir etwas spontan erst einmal weiter Richtung Norden, bis der Tag langsam zur Neige ging und wir das Gefühl hatten, jetzt müsste alles aufgeladen sein. Levin hieß der Ort der Bestimmung, und dort verlief der Abend wirklich entspannt. Die Unbehaglichkeiten eines Roadtrips sollten nun abehakt sein.
Hätten sollen, besser gesagt. Am nächsten Morgen holte unser zäher japanischer Ex-Verbündete nämlich zum erneuten Gegenschlag aus. Festgesetzt auf einem Campingplatz im Halbniemandsland spürten wir, dass nun die Zeit für eine große, vielleicht schmerzhafte Entscheidungsschlacht gekommen war. Was in alten Zeiten die Kavallerie war, trug für uns die beiden magischen Buchstaben "AA". Der neuseeländische ADAC. Unser neuer Bundesgenosse war schnell am Einsatzort und kämpfte mit den härtesten Bandagen. Schnell entlarvte er die Untätigkeitsattacken unseres Fahrzeugs als Strohfeuer. Die Batterie war nämlich in bestem Zustand und - wen wundert es auch nach unserer Vorleistung - voll aufgeladen. Lediglich ein Übermaß an hartnäckiger Kontaktstellenkorrosion verhinderte im wahrsten Sinne des Wortes, dass der Funke übersprang. In diesem Fall von Batterie zu Motor. Ein kleiner und präziser "surgical strike", den amerikanische Antiterrortruppen nicht effektiver hätten setzen können, und schon war der Feind wieder ein Freund. Nun lief alles wieder wie geschmiert!
Unsere weitere Tour gen Norden führte uns nach diesem Abenteuer in eine malerische Region, die aber leider voller olfaktorischer Herausforderungen war. Das vulkanische Gebiet um den Lake Taupo herum bis nach Rotorua, einer Maori-Hochburg, hinein ist nämlich gesäumt von Schwefelquellen aller Formen und Farben. Konstant war in dieser Abwechslung von heißen Thermalquellen ("champagne pool"), kochenden Schlammtümpeln ("devil's ink pot") und sprudelnden Geysiren (vorzugsweise nach Frauen benannt) nur der mitunter beißende Gestank nach faulen Eiern. Hatte man sich aber einmal daran gewöhnt, was Nina nicht ganz so gut wie mir gelang, war es herrlich. Die Macht der Natur und vor allem die grenzenlose Gewalt der Erde, die dieses Land erst in Zeiten jüngerer geologischer Geschichte geformt hat, raubte einem den letzten Atem (wenn man noch ein wenig Luft im Schwefelgestank übrig hatte). Gerade weil das Wetter nun leider schon gewohnt kühl und regnerisch blieb, waren unsere Bäder in heißem Quellwasser eine umso größere Wonne. Die Entspannung tat nach der ganzen erlebten Aufregung auch wirklich gut!
Inzwischen sind wir nun bis nach Auckland vorgedrungen und haben sowohl Gestank als auch schlechtes Wetter hinter uns gelassen. Sogar unser versöhnter Van, nun mit über 492.000 km auf dem Tacho, ist nicht mehr unser Weggefährte. Eigentlich schade, denn es war eine alles in allem phantastische Tour durch die oft menschenleeren Weiten Neuseelands. Hier in der Stadt ist es überhaupt nicht mehr menschenleer, sondern ziemlich geschäftig. Wir können weder Gutes noch Schlechtes berichten; hervorstechend sind allein die Weltklasse-Cookies von Mrs. Higgins auf der Queen Streen sowie natürlich der Sky Tower, das höchste Gebäude der südlichen Hemisphäre. Von dort oben in 220 Metern Höhe hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt und die sich hineinschlängelnde Bucht mit ihren zahllosen Segelbooten. (Auckland wird zu Recht "City of Sails" genannt.) Ein gelungener, weil erhabener und erhobener Abschluss unserer Neuseeland-Etappe.
Fidschi wird um einiges beschaulicher ausfallen. Inzwischen sitzen wir in Nadi am Flughafen und warten auf unseren Flug nach Kadavu; für mich ist es wie ein wenig "nach Hause" kommen. Wir beide können es kaum erwarten!

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