Sonntag, 7. März 2010

Süd-Nord-Fahrt und Abtauchen

Nun ist schon wieder mehr als eine Woche vergangen seit unserem letzten Lebenszeichen, die Zeit zerrinnt wirklich wie im Fluge. Langweilig wird es nie, dafür ist unser Programm allein schon zu dicht und Australien einfach zu groß. Aber auch faszinierend, dazu sogleich im Verlauf dieses nicht ganz kurzen Blogeintrags. Der guten Übersicht halber gliedere ich wieder unsere einzelnen Stationen wie schon beim letzten Mal auf:

I. Sydney
Die letzen Tage in Sydney waren nett, wenn auch weit weniger aufregend als man angesichts der stark verbreiteten Lobgesänge über diese Metropole hätte erwarten können. Bitte nicht falsch verstehen: Die Stadt ist wirklich schön, das Hafenpanorama Weltklasse, aber irgendwie konnten wir den oft gelobten besonderen Chatakter Sydneys nicht so recht aufsaugen. Vielleicht war es der zahlreiche Regen oder doch der kurze Zeitplan unseres Aufenthaltes. Ein vielleicht irgendwann zukünftiger zweiter Eindruck zur Justierung dieses Bildes soll nicht ausgeschlossen werden. Jedenfalls das vollmundig angekündigte Mardi Gras Feiern war für uns nicht Involvierte nicht so ausgelassen und großspurig wie es der CSD in Köln sein kann. Köln ist einfach ein Gefühl, und genau das ist Sydney eben nicht.
Schön war es dennoch, insbesondere unser Sonntags-Ausflug mit Markus nach Manly, einen Strandbad-Vorort der mit der Fähre auf einer entspannten Fahrt durch den malerischen Hafen. Manly hat neben schönen Stränden, Spaziergängen durch die subtropische Fauna und verlockenden Eiscafés sogar einen Aldi-Markt zu bieten. Was will man mehr? ;-)

II. Blue Mountains
Mit dem Wohenende verging schließlich auch unsere Zeit im Zentrum von Sydney. Es stand ein Auto für uns bereit, um das riesige Drumherum näher in Augenschein zu nehmen. Zunächst war dies gleichbedeutend mit den Blue Mountains, einem bergigen Naturspektakel voller Eukalyptuswälder und Gebirgen um die 100 km westlich von Sydney entfernt. Serpentinenartige Straßen, gewaltige Steigungen und anfangs auch der ungewohnte Linksverkehr machten schon die Anreise zu einem Erlebnis mit gewissem Abenteuerfaktor. Erschwert wurde das Ganze durch mitunter heftigem Regen, doch dennoch war allein schon die pittoreske Strecke den Aufwand wert! Unser Hauptziel, ein Bushwalk durch die Wälder, lag allerdings wegen des anhaltenden Regens in weiter Ferne. So quartierten wir uns erst einmal in einem schnuckeligen Hostel im Örtchen Katoomba ein und kochten uns etwas Warmes gegen die - jawohl! - ungewohnte Kälte. Am nächsen Tag sollte aber alles besser werden, so wurde uns jedenfalls angekündigt...
Und wirklich: Die Wolken wurden weniger, sogar die Sonne ließ sich kurz erahnen. Ausreichende Bedingungen für einen Bushwalk! Im örtlichen Visitor Centre wurde allrdings angekündigt, dass es am Nationalparkteil eines "Orange" genannten Ortes sonnig sein sollte. Also nichts wie dorthin! Auf der Karte sah es nicht weit aus, und ein Auto hatten wir ja.
Nach fast zwei Stunden Fahrt war es tatsächlich herrlich sonnig, aber Orange war noch nicht erreicht. Allerdings lag auch der Nationalpark um Einiges hinter uns; irgendetwas stimmte nicht. Es gab nur einen als "Orange" bezeichneten Ort, der war aber definitiv weiter im Hinterland. Immerhin stimmte die Wettervorhersage. Unser Zeitplan stimmte allerdings gar nicht mehr, also fuhren wir schweren Herzens nicht zurück in die Blue Mountains, sondern durch das weitläufige Hinterlands gen Norden. Unser Ziel sollte Neuengland sein, da wo wenig Menschen, aber viel Vieh und ebensoviel Countrymusik beheimatet sind. Das andere Australien eben, das wir auch unbedingt kennenlernen wollten. Und so begann er, unser

III. Roadtrip Richtung Brisbane
Nach einer weiteren Stunde Fahrtzeit wurde allerdings auch unser neuer Plan von höherer Gewalt durchkreuzt: Auf der in einem Radius von über hundert Kilometern einzigen Straße nach Norden gab es einen Unfall, die Strecke wurde deshalb bis auf weiteres komplett gesperrt. Mangels alternativer Verkerswege gab es natürlich auch keine Umleitung. Für uns hieß das: Zurück Richung Osten, um dann eine andere Nordroute zu nehmen. Der so unfreiwillig verlängerte Roadtrip bedeutete einen ganzen Tag am Steuer. Als Entschädigung wurden uns aber unbezahlbare Eindrücke aus der schier unendlichen Weite des von üppiger Natur gesegneten Hinterlandes voller sattgrüner Hügel und grenzenloser Waldlandshaften geboten. Menschen oder gar größere Ortschaften gab es dagegen so gut wie keine. Besonders bemerkenswert ist dies erst recht dann, wenn man sieht, was für einen lächerlich kleinen Ausschnitt der Landkarte Australiens wir nur befahren hatten. Der Mensch ist hier besonders klein. Selbst in der Stadt, die wir am Abend erreichten - Tamworth - wirkte es sehr ländlich um verschlafen. Abgesehen von dem hier alljährlich stattfindenden Countrymusik-Festival gibt es hier wirklich nichts außer recht einfachen Menschen und einem Bahnhof, der eine lang anhaltende Flucht in belebtere Ziele zu versprechen scheint.
Eine eben solche Flucht traten auch wir nach einer Übernachtung in der dennoch irgenwie auch mal faszinierenden Belanglosigkeit an. Unser Tagesziel hieß Byron Bay und stand mehr denn je für Sonne, Strand - und Menschen! Doch auch der Weg war das Ziel. Neuengland, das landschaftlich seinen grünen Hügeln tats
ächlich englische bis irische Züge aufweist, sollte es noch ein wenig bleiben, doch mit der Zeit wurden aus den Hügeln Berge und aus den Wiesen und Sträuchern ausgewachsene Primärwalder. Und es wurde wieder feuchter, manchmal richtig nass und wolkenverzogen. Das dabei nicht gerade angenehme Fahren wurde zum Glück mit Ausblicken auf atemberaubende Schluchten und majestätische Wasserfälle versüßt. Das war Natur pur und richtig schön!
Trotzdem war zumindest ich als Fahrer froh, dass irgendwann die Bergpässe mitunter nur zehn Metern Sichtweite von ausgebauten und schnelleren Straßen abgelöst wurden, die in die Sonne führten. Byron Bay erreichten wir schließlich am Nachmittag und sogen sofort die Wärme und Helligleit in uns auf, bis die Sonne in prachtvollen Farben unterging.
Unser nächster Vormittag war ganz dem Strand zur Entspannung gewidmet. Aber das beste am ohnehin schönen Urlaubsörtchen ist das Eiscafé kuz vor der Promenade. Hier wird das Eis täglich aus frischen Zutaten hergestellt, und das schmeckt man such! So wie dort das Mangoeis schmeckte schmeckt bei und zu Hause keine "frische" Mango. Ein Traum! Jeder, der nach Byron Bay kommt, muss hier einfach ein Eis essen!
Nach diesem Hochgenuss waren wir so richtig motiviert, unseren letzten Streckenabschnitt nach Brisbane zu meistern. Ein Klacks im Vergleich zu den Touren der Vortage!

IV. Brisbane
In Brisbane blieb uns noch ein halber Tag, und wir müssen vorweg nehmen: leider! Die Stadt hat ein ganz eienes Flair in einer Mischung aus Abwechslungsreichtum und queensländischer Gelassenheit. So wie der Fluss, der sich durchs Zemtrum schlängelt, ist auch die Stadt selbst an jeder Ecke für etwas Neues gut. Architektonisch ist sie allein wegen ihrer unzähligen ausgefallenen Brückenkonstruktionen ein Traum, außerdem treffen hier viel prägnanter als in Sydney kleine alte Schmuckstücke im Kolonialstil auf geschmackvolle moderne Gebäude. Jede Ecke lädt zum Verweilen ein, besonders aber das Strandbad am Fluss mit Pools, Palmen und Grillplätzen zur freien Benutzug. Wir waren uns einig, dass wir so etwas auch gerne in Köln hätten. Allerdings hat Brisbane viel mehr Sonnentage und keinen nennenswerten Winter; hier lohnen sich solche tollen Anlagen einfach mehr. (Und ich möchte noch hinzufügen: Am liebsten würde ich auch das Klima nach Köln übertragen...)
Schade, dass wir am nächsten Morgen schon weiterreisen mussten. Unser Flugziel hieß Townsville im tropischen Nordqueensland.

V. Nordqueensland und das Great Barrier Reef
In Townsville angekommen stand ein weiterer Mietwagen für uns bereit, der Roadtrip konnte also fortgesetzt werden. Mit den Straßenerfahrungen der letzten Tage geimpft verspürten wir allerdings wenig Lust auf weitere zeitintensive Hinzerlandexperente und hielten uns deshalb an der Küste auf. Nicht zuletzt weil das Great Barrier Reef ganz oben auf unserer Agenda stand, war diese Taktik auch umso mehr angezeigt.
In Townsville konnte man Ausflüge zum Riff nicht so gut organisieren, daher bleiben wir in diesem schönen, sonnigen und warmen Städtchen mit vielen Kolonialbauten nur kurz. Der Highway nach Norden rief nach uns, Cairns war das Ziel. Bis dorthin - lächerliche 370 km - war die Klimaanlage im Auto ein wahrer Segen, denn draußen knallte die Sonne unnachgiebig bei Temperaturen um die 35 Grad. Ich liebe die Tropen, aber am Steuer darf es ruhig gemäßigt zugehen. Vorbei an Regenwäldern, Flüssen und gelegentlich auftreenden Ortschaften schafften wir es bereits auf dem Weg in einer Touristeninformation eine Schnorcheltour zum Great Barrier Reef zu buchen. Der nächste Tag war gesichert! Mit so viel Entspannung gönnten wir uns auf der Weiterfahrt eine Weinprobe der besonderen Art: Die "Tropical Winery" am wenig beruhigend klingenden Ort "Murderers Point" stellt Wein aus Tropenfrüchten her. Das Zeug ist wirklich gut, kein übersüßes Kopfschmerzgepansche, sondern tatsächlich Wein mit wohl dosiertem Passionsfrucht-, Mango- oder auch Ingweraroma. Gekühlt genau das Richtige an einem tropischen Abend!
Der tropische Abend in Cairns fiel jedoch gemächlich aus, immehin wollten wir fit sein für das - aus heutiger Perspektive gestrige - Riffschnorcheln. Und das war unbeschreiblich schön! Der Tag auf dem Ozean unter Anleitung von Fachpersonal war ein bisheriges Highlight unserer Weltteise. Zwei Schnorchelgänge am Great Barrier Reef offenbarten sicher nur einen Bruchteil dieses unfassbar vielfältigen, wunderschönen und doch zugleich labilen Ökosystems. Dennoh reichte dieser winzige Ausschnitt aus, bei uns als Betrachter einen Overkill an Eindrücken von Farben, Formen und Arten zu verursachen! Korallen in unendlich vielen Ausprägungen, Fische in allen Farben des Regenbogens, in jeder Größe und auch in den undenkbarsten Formen sowie sogar Meeresschildkröten, die in eleganter Langsamkeit unbeeindruckt unsere Wege kreuzten sollen das auszudrücken versuchen, was eigentlich unbeschreibbar ist. Man muss es einfach selbst gesehen haben!
Am Ende des Tages, nach so viel Erlebten, versuchten wir das Ganze auf die Aussie-Art zu verarbeiten: bei einem Barbecue in dem auch für Cairns obligatorischen Strandpark. Känguru und Weißwein ließen uns ein wenig wieder runterkommen.

VI. Hier und jetzt: Outback
Heute mussten wir das alles schon wieder hinter uns lassen. Jetzt sind wir im Inland, mitten im Outback in der Stadt Alice Springs gelandet. Die nächste Stadt ist über 500 km entfernt, hier ist Savanne und Wüste in Braun- und Rottönen vorherrschend. Morgen geht es zum weltberühmten Ayres Rock. Wir sind schon auf die nächsten Abenteuer gespannt!

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