Freitag, 7. Mai 2010

Grenzwärtig II: Un sueño caribeño oder Oh wie schön ist Panamá

Nach den zuletzt beklagten Grenzerfahrungen wussten wir unsere letzten Tage in Costa Rica vor der nächsten vermeintlichen Ausreise-Einreise-Tortur erst recht zu genießen. Die herzliche Atmosphäre bei Marvin in San José können wir gar nicht oft genug loben. Deren Verlust sollte durch einen ruhigen, ganz und gar urlaubshaften Aufenthalt am Karibikstrand abgemildert werden, bevor Panamá unser nächstes Zielland sein sollte.
Cahuita, ein kleines, verschlafenes Dorf an der südlichen costaricanischen Karibikküste erfüllte unsere Hoffnungen voll. Tolles Wetter, eine ruhige, blockhüttenartige Unterkunft in der Nähe der Playa Negra (dem wirklich schwarzen Sandstrand) und ein phantastisches kreolisches Menü machten uns das Seelebaumelnlassen recht einfach. Die allgegenwärtige Reggaemusik tat ihr Übriges, um tags darauf mit voll ausgetattetem Nervenkostüm grenzwärts zu reisen.
Sixaola, der karibische Grenzübergang zu Panamá war nur eine anderthalbstündige Busfahrt durch dichten Dschungel, kleine Dörfer und horizontfüllenden Bananenplantagen entfernt. Was für ein Kontrast! Wir waren nicht schlecht überrascht, dass die karibische Gelassenheit offenbar auch hier regiert. Keine Händler! Keine Geldwechsler! Ausreisestempel nach zwei Minuten! So kann es also auch gehen, das war alles Andere als grenzwertig. Das große Abenteuer wartete aber im Niemandsland: Zwischen Costa Rica und Panamá hat der liebe Gott nämlich noch die Schlucht des Sixaola-Flusses gesetzt. Die galt es zu überqueren. Das einzige zur Verfügung stehende Hilfsmittel dazu ist eine nicht unbedingt europäischen Standards genügende Stahlbrücke, deren Substanz sicher schon schönere Tage gesehen hatte. Irgndwann. Vielleicht. Der Fußweg selbst besteht aus einfachen Holzbrettern, teils zusammengenagelt, teils aber auch einfach lose auf der Brückenkonstruktion liegend. Links, rechts und unten hatte man dank dieser - ich nenne sie mal wohlwollend - Panoramablickkonstruktion stets beste Sicht auf den tiefen Fluss. Eine halbe Rheinbrückenlänge später setzten wir unsere Füße endlich auf festen - panamenischen! - Boden. Und auch hier gab es anstandslos in Rekordzeit den Einreisestempel. So macht Grenzen Überschreiten Spaß, und ein kleines Abenteuer war auch noch drin!
Angesichts dessen noch mehr von der Karibiklust gepackt konnten wir es kaum erwarten, nach Bocas del Toro zu gelangen. Die "Stiermünder" sind einige der (noch) wenig beachteten insularen Karibikperlen des ohnehin nicht so sehr touristischen Panamá. Blauer Himmel, kristallklares Wasser und kilometerlange, fast unbevölkerte Strände waren genau nach unserem Geschmack. Zum Glück fanden wir auch schnell ein kleines, idyllisches und voll ausgestattetes Häuschen mit Veranda und Hängematte. So lässt es sich aushalten! Zur Erkundung der Insel half uns das lokale Massentransportmittel, nämlich das Fahrrad. Als Zubehör zum Haus erwiesen uns die - zwar klapprigen - Drahtesel beste Dienste, um "unsere" Insel genauer zu erkunden und so die schönsten und unberührtesten Strände zu erfahren. (Ganz nebenbei tat uns die erste sportliche Aktivität seit einer gefühlten Ewigkeit sicher nicht schlecht.) Die Ruhe, die Gelassenheit der Karibik und die natürliche Schönheit von Bocas del Toro waren ein gelebter karibischer Traum - un sueño caribeño! So machte es uns auch nichts weiter aus, dass wir zuletzt auf einer entspannten Katamaranfahrt das eigentliche Ziel des Ausflugs - Delfine zu beobachten - glatt verfehlten. Das schwebengleiche Gleiten durch die ruhige karibische See vorbei an Korallenriffen und Mangroveninseln machte den Tag schon bemerkenswert genug.
Leider ist auch dieser Traum inzwischen wieder ausgeträumt. Nach diesem Ruhepol unserer Durchreise wird es wohl wieder etwas aufregender und größer. Die Panamá-Stadt wartet mit ihren ganz unterschiedlichen Reizen auf uns, und natürlich auch der weltberühmte Kanal. Wir würden uns freuen, wenn wir danach auch weiterhin frei nach Janosch sagen könnten: Oh, wie schön ist Panamá!

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